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Ingenieurgeologische Erkundung und Prozessanalyse einer Lockergesteinsrutschung am Enterbach (Tirol, Österreich)
Alireza Hasanzade
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Erdwissenschaften
Betreuer*in
Christian Zangerl
DOI
10.25365/thesis.78363
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28942.51717.904274-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Lockergesteinsrutschung vom 12. August 2012 am Enterbach bei Inzing in Tirol. Ziel der Studie ist es, den Aufbau, die Geometrie und das Volumen der Rutschung zu bestimmen sowie die geologischen Bedingungen und die Auslösemechanismen zu analysieren. Zur Erreichung dieses Ziels wurde ein multimethodischer Ansatz angewendet, der die ingenieurgeologische Kartierung, die Analyse digitaler Höhenmodelle (DEM), die Ermittlung der Gesamt- und Tonmineralogie durch Röntgen-Diffraktometrie, die Bestimmung der Korngrößenverteilung sowie Grenzgleichgewichtsberechnung mit der Software Slide 2 umfasste. Zur Datenerhebung wurden geologische Karten, Orthofotos und digitale Geländemodelle (DGMs) als Grundlagen verwendet. Die Kartierung umfasste die detaillierte Aufnahme von 54 Aufschlüssen. Die geologische Kartierung zeigt eine dominante Präsenz metamorpher Festgesteine wie Albitblastenschiefer und Glimmerschiefer sowie von Lockergesteinen in Form fluvioglazialer Sedimente und Moränenablagerungen (Diamiktit) an der Oberfläche. Die Rutschung erstreckt sich über einen Höhenbereich von 1.268 m ü.A. bis 1.397 m ü.A. mit einer Fallhöhe (H) von 129 m und einer Auslauflänge (L) von 293 m. In Richtung Norden weist die Rutschung am Enterbach einen Fahrböschungswinkel von 23,76° und ein H/L-Verhältnis von 0,44 auf, wobei die Hangneigung zwischen 18° im Ablagerungsbereich und 33° im Abrissbereich variiert. Die Rutschung erreicht an ihrer breitesten Stelle 62 m und verjüngt sich in Richtung des höchsten Punkts der Hauptabrisskante halbkreisförmig. Die Länge der Rutschmasse beträgt ungefähr 145 m, während sich die Länge der basalen Bruchfläche auf ca. 100 m bemisst. Die maximale Tiefe der basalen Scherzone Ereignis während des initialen Versagens lag liegt bei 6,5 m und die mittlere Mächtigkeit der Rutschmasse beträgt etwa 2 bis 3 m. Die Fläche der Rutschmasse beträgt 4.800 m² und die gesamte betroffene Fläche inklusive des Ablagerungsgebiets umfasst etwa 10.600 m². Das Volumen der Rutschung wurde auf ca. 12.400 m³ geschätzt, wobei etwa 8.800 m³ im Ablagerungsbereich abgelagert wurden. Eine Volumendifferenz von ca. 3.600 m³ entstand durch den Abtransport über den Enterbach. Die Ergebnisse zeigen, dass die Rutschung in fluvioglazialen Sedimenten stattgefunden hat. Das Ereignis vom Enterbach setzt sich aus zwei Bewegungsmechanismen zusammen. Im oberen Abschnitt ist das Hangversagen durch eine Translationsrutschung gekennzeichnet, die sich im unteren Abschnitt des Hanges in einen Fließprozess umwandelt. Die Grenzgleichgewichtsberechnungen nach GLE/Morgenstern-Price zeigen, dass der Standsicherheitsbeiwert bei Vorhandensein von Grundwasser abnimmt und zu einer Reduktion des Sicherheitsfaktors führt. Dies verdeutlicht den möglichen Einfluss von Grundwasser auf die Hangstabilität. Die meteorologischen Daten zeigen hohe Temperaturen und keine Niederschläge eine Woche vor dem Rutschungsereignis. Der Einfluss von Niederschlag auf die unmittelbare Auslösung der Rutschung ist daher nicht nachweisbar, und es könnten daher andere Faktoren wie z.B. Austrocknung des Untergrundes eine gewisse Rolle für die Entstehung gespielt haben.
Abstract
(Englisch)
This master's thesis deals with a landslide that occurred on August 12, 2012 at Enterbach near Inzing in Tyrol. The aim of the study is to determine the structure, geometry and volume of the landslide and to analyze the geological conditions and triggering mechanisms. To achieve this goal, a multi-method approach was applied, combining engineering geological field mapping, the analysis of digital elevation model (DEM) data, determination of the bulk and clay fraction mineralogy by X-Ray diffractometry, grain size analysis and limit equilibrium analysis using Slide 2 software. Geological maps, orthophotos and digital elevation models (DEMs) were used as a basis for data collection. The geological field mapping included the detailed recording of 54 outcrops and shows a dominant presence of metamorphic solid rocks such as albite schist and mica schist as well as unconsolidated rocks in the form of fluvioglacial sediments and moraine deposits (diamictite) on the surface. The landslide extends over a height range of 1,268 m above sea level to 1,397 m above sea level with a drop height (H) of 129 m and a runout length (L) of 293 m. Towards the north, the landslide on the Enterbach has a Fahrböschung angle of 23.76° and an H/L ratio of 0.44, with the slope inclination between 18° in the deposit area and 33° in the detachment area. The landslide reaches a width of 62 m at its broadest point and tapers in a semicircular shape towards the highest point of the main scarp. The length of the landslide mass is approximately 145 m, while the length of the basal rupture surface measures approximately 100 m. The maximum depth of the basal shear zone before the event is 6.5 m and the average thickness of the landslide mass is about 2 to 3 m. The area of the landslide mass is 4,800 m² and the total area affected, including the deposition area, is approximately 10,600 m². The volume of the landslide was estimated at approx. 12,400 m³, whereby approx. 8,800 m³ was deposited in the deposition area. A volume difference of approx. 3,600 m³ resulted from the removal via the Enterbach River. The results show that the landslide took place in fluvioglacial sediments. The Enterbach event is composed of two movement mechanisms. In the upper section, the slope failure is characterized by a translational landslide, which transforms into a flow process in the lower section of the slope. The limit equilibrium analysis according to GLE/Morgenstern-Price, shows that the stability coefficient decreases in the presence of groundwater and leads to a reduction in the safety factor. This illustrates the possible influence of groundwater on slope stability. The meteorological data show high temperatures and no precipitation one week before the landslide event. The influence of precipitation on the immediate triggering of the landslide is therefore, not verifiable, and other factors, such as the drying out of the subsoil may have played a certain role in its occurrence.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Ingenieurgeologie Enterbach Lockergesteinsrutschung Tonmineralogie Grenzgleichgewichtsberechnung
Schlagwörter
(Englisch)
Engineering Geology Enterbach landslide clay mineralogy limit equilibrium analysis
Autor*innen
Alireza Hasanzade
Haupttitel (Deutsch)
Ingenieurgeologische Erkundung und Prozessanalyse einer Lockergesteinsrutschung am Enterbach (Tirol, Österreich)
Paralleltitel (Englisch)
Engineering geological investigation and process analysis of a landslide at the Enterbach River (Tyrol, Austria)
Publikationsjahr
2025
Umfangsangabe
120 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Christian Zangerl
Klassifikationen
38 Geowissenschaften > 38.58 Geomechanik ,
38 Geowissenschaften > 38.69 Bodenkunde. Sonstiges
AC Nummer
AC17531439
Utheses ID
75153
Studienkennzahl
UA | 066 | 815 | |
