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Vom Kennenlernen der eigenen rätselhaften Fähigkeiten
Bildungsmomente im vorgezeichneten Lebensweg in der Analyse lebensgeschichtlicher Erzählungen von rund 90-jährigen Menschen der Arbeiter*innen- und Bäuer*innenklasse
Melanie Grubner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Judith Schoonenboom
DOI
10.25365/thesis.78069
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10770.77621.346080-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
In der narrationsstrukturellen Analyse von fünf narrativen, lebensgeschichtlichen Interviews konnte mithilfe der Identifikation von Prozessstrukturen gezeigt werden, dass die viel beschworenen Individualisierungstendenzen von westeuropäischen Lebensabläufen in den letzten Jahrzehnten bei bildungs- und materiell benachteiligten Bevölkerungsklassen aus dem ländlichen Raum, wie Arbeiter*innen und Bäuer*innen, die 2024 rund 90 Jahre alt sind, nicht in dem Ausmaß sichtbar werden, wie es bei anderen Gruppen der Fall sein mag. Diese Menschen lebten ihr Leben über weite Strecken nach einem vorhersehbaren Lebensablauf. Vor allem Frauen richteten sich stark an anderen, vorrangig der eigenen Familie, aus. Der Text beschäftigt sich mit der Frage, wo im Leben dieser Menschen dennoch Bildungsmomente hinsichtlich eines eigenen Lebensentwurfs aufzuspüren sind. Darunter wird verstanden, dass Individuen entgegen gesellschaftlicher Anrufungen und familiärer Erwartungen einen Anspruch auf ein Stück eigenes Leben stellen. Aus der Perspektive der kritischen Erziehungswissenschaft wird Bildung dort sichtbar, wo eine (selbst)reflexive Haltung gegenüber Sozialisationsinstanzen und Macht- und Herrschaftsverhältnissen zu finden ist. Das kann durch Bewusstwerdung, Handlung oder in Form eines Wunsches geschehen. Es konnte gezeigt werden, wo Menschen auf individueller und gesellschaftlich bedeutsamer Ebene eigene Entwürfe suchen, und Handlungsspielräume nutzen. Der Anspruch auf ein Stück eigenes Leben geht in Handlungen und Wünschen häufig einer Bewusstwerdung voraus, worin auch die Widersprüchlichkeit und Asynchronität von Bildungsmomenten deutlich wird. Das Zusammenwirken verschiedener sozialer Differenzkategorien und die durch Sozialisationsinstanzen ausgebildeten Selbst- und Weltverhältnisse konnten als bedeutsam für die Möglichkeitsbedingungen von Bildungsmomenten identifiziert werden. Doch soziale Kategorien und Einflüsse wirken auf die Biographieträger*innen nicht nur passiv, diese sind auch aktiv an der sozialen (Re)produktion beteiligt und wirken dadurch auch auf soziale Wirklichkeit zurück, wodurch gesamtgesellschaftliches Veränderungspotenzial sichtbar wurde. Das mit dieser Arbeit im Sinn der kritischen Erziehungswissenschaft verfolgte emanzipatorische Erkenntnisinteresse, das eine von Ungleichheitsverhältnissen befreite Gesellschaft zum Ziel hat, konnte insofern eingelöst werden, indem gezeigt wurde, dass der Weg zu dieser Zielsetzung auch durch das Kultivieren der Fähigkeit zu Empathie und Mitgefühl gefunden werden kann. Denn der Anspruch auf ein Stück eigenes Leben kann auch da gestellt werden, wo sich der eigene Ausdruck in Verbindung mit der Orientierung an Gemeinschaft und Beziehungen zu anderen findet. So gefasst, erschöpft sich der Anspruch auf das Stück eigene Leben nicht in individueller Selbstverwirklichung, sondern wirkt als transformatorische Kraft tief in gesellschaftliche Verhältnisse hinein.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Bildung und Ungleichheit narratives Interview pädagogische Biographieforschung kritische Erziehungswissenschaft Bildungsmomente ländlicher Raum bildungsbenachteiligte Klassen Narrationsstrukturanalyse vorgezeichneter Lebensweg kritische Bezugnahme auf Umwelt Arbeiter*innenklasse Bäuer*innenklasse emanzipatorisches Erkenntnisinteresse emanzipatorische Bildung Anspruch auf eigenes Leben
Autor*innen
Melanie Grubner
Haupttitel (Deutsch)
Vom Kennenlernen der eigenen rätselhaften Fähigkeiten
Hauptuntertitel (Deutsch)
Bildungsmomente im vorgezeichneten Lebensweg in der Analyse lebensgeschichtlicher Erzählungen von rund 90-jährigen Menschen der Arbeiter*innen- und Bäuer*innenklasse
Paralleltitel (Englisch)
Getting to know one's own mysterious abilities
Publikationsjahr
2025
Umfangsangabe
199 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Judith Schoonenboom
AC Nummer
AC17480122
Utheses ID
75217
Studienkennzahl
UA | 066 | 848 | |