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Sprach(en)lernen für die kritisch-reflexive Professionalisierung von Lehrkräften in der Migrationsgesellschaft
Elisabeth Schütter
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Deutsch als Fremd- und Zweitsprache
Betreuer*in
Doris Pokitsch
DOI
10.25365/thesis.78322
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13676.93345.451518-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit untersucht den Beitrag von Sprachlernerfahrungen mit Sprachen mit nicht-lateinischem Schriftsystem zur sprachbewussten Professionalisierung angehender Lehrkräfte für die Schule der Migrationsgesellschaft. Vor dem Hintergrund der Diskrepanz zwischen der faktischen Mehrsprachigkeit im Bildungsalltag und dem nach wie vor dominanten "monolingualen Habitus" (Gogolin, 2008) wird der Frage nachgegangen, inwiefern eigene Sprachlernerfahrungen zur Entwicklung einer kritisch-reflexiven Sprachbewusstheit beitragen können. Als theoretischer Rahmen dient das professionalitätsbezogene Modell der kritisch-reflexiven Sprachbewusstheit nach Hägi-Mead und Tajmel (2023) mit seinen vier Makroebenen: der affektiven, der kognitiv-linguistischen, der rechtlich-sozialen und der hegemonialen Machtebene. Die empirische Untersuchung basiert auf problemzentrierten Interviews mit fünf Lehramts- bzw. DaF*/DaZ*-Studierenden, die mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) ausgewertet wurden. Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass Sprachlernerfahrungen besonders zur Professionalisierung auf affektiver und kognitiv-linguistischer Ebene beitragen. Auf affektiver Ebene berichten die Befragten von transformativen Erfahrungen durch selbst erlebte Ängste, Blockaden und Frustrationen beim Sprachenlernen, die zu einer empathischeren und geduldigeren Haltung gegenüber sprachbezogenen Herausforderungen ihrer Schüler*innen führten. Ausgehend von diesem geschärften Bewusstsein konnte auf kognitiv-linguistischer Ebene dargestellt werden, dass die Befragten entsprechende Unterstützungsmaßnahmen wie differenzierte Visualisierungen und Scaffolding-Methoden im Sinne eines sprachsensiblen Unterrichts in ihre Unterrichtspraxis integrierten, weniger jedoch mehrsprachigkeitsdidaktische Ansätze, die auf eine Integration des gesamten sprachlichen Repertoires der Lernenden abzielen. Auf rechtlich-sozialer Ebene wurde teilweise eine Verantwortungsübernahme für sprachliche Bildung, jedoch mit Einschränkungen hinsichtlich der Zielgruppen oder der Zuständigkeit festgestellt. Deutliche Limitationen wurden auf der hegemonialen Machtebene identifiziert: Die meisten Befragten zeigten eine Kontextblindheit bei der Übertragung eigener Sprachlernerfahrungen auf den migrationsgesellschaftlichen Kontext und reflektierten kaum die strukturellen Unterschiede zwischen freiwilligem Fremdsprachenlernen und migrationsbedingtem Zweitspracherwerb. Lediglich der Forschungspartner im DaF*/DaZ*-Masterstudium entwickelte ein differenzierteres Verständnis für sprachliche Machtverhältnisse und deren Rolle bei der Reproduktion von Bildungsungleichheit. Diese Beobachtung verdeutlicht, dass das Potenzial von Sprachlernerfahrungen für eine machtkritische Professionalisierung sich erst in Kombination mit institutionellen Reflexionsräumen voll entfalten kann. Eine Verbindung von persönlicher Erfahrung mit theoretisch fundierter, machtkritischer Reflexion ist für eine sprachbewusste Professionalisierung also unabdingbar.
Abstract
(Englisch)
This study investigates the contribution of language learning experiences with non-Latin writing systems to the language-aware professionalization of prospective teachers. Five problem-centered interviews with students studying to become teachers or Master's students in German as a Foreign/Second Language were analyzed using qualitative content analysis according to Kuckartz and Rädiker (2022). The analysis focused on the transfer from personal learning experiences to teaching practices across different dimensions, using the model of critical-reflexive language awareness for subject teaching by Hägi-Mead and Tajmel (2023) as an analytical framework.The findings reveal that language learning experiences with non-Latin writing systems make a significant but limited contribution to teachers' language-aware professionalization. These experiences primarily enhance language awareness on affective and cognitive-linguistic levels, fostering empathy, understanding, and patience. The emotional challenges encountered during language learning—including anxiety, frustration, and moments of crisis—transformed participants' pedagogical attitudes and increased their sensitivity to students' linguistic difficulties. However, limitations became evident at the hegemonic level, where language learning experiences alone proved insufficient for developing critical awareness of linguistic power relations. Only one participant demonstrated a deeper understanding of the interconnection between language (learning) and power dynamics, which can be attributed to the combination of language learning experience with specialized academic study offering explicit spaces for such reflection. The study concludes that language learning experiences can serve as valuable starting points for teacher professionalization but must be complemented by institutionalized reflection opportunities that explicitly address power-critical perspectives. The combination of personal experience and institutional reflection offers the greatest potential for developing critical-reflexive language awareness in teacher education for a multilingual educational context.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Professionalisierung Mehrsprachigkeit Sprachbewusstheit kritisch-reflexiv Migrationsgesellschaft Sprachlernerfahrungen Kontrastsprachen Kontrastsprachenlernen Professionalität sprachbewusst Mehrsprachigkeiten
Schlagwörter
(Englisch)
language awareness critical language awareness professionalization teachers education multilingual
Autor*innen
Elisabeth Schütter
Haupttitel (Deutsch)
Sprach(en)lernen für die kritisch-reflexive Professionalisierung von Lehrkräften in der Migrationsgesellschaft
Paralleltitel (Englisch)
Language learning for critical-reflective professionalization of teachers in societies shaped by migration
Publikationsjahr
2025
Umfangsangabe
117 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Doris Pokitsch
AC Nummer
AC17523742
Utheses ID
75551
Studienkennzahl
UA | 066 | 814 | |
