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Wie wird Erwachsenwerden erlebt?
eine Untersuchung zur Lebensphase "Emerging Adulthood" bei Gehörlosen und Hörenden in Österreich
Barbara Hager
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Ulrike Sirsch
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.8461
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29240.24958.482762-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In dieser Untersuchung stand eine vergleichende Analyse von gehörlosen und hörenden Emerging Adults im Vordergrund, um erstmals festzustellen, ob es bei Gehörlosen eine Übergangsphase zum Erwachsenwerden im Sinne des Konzeptes von Arnett (2001) gibt. Es zeigte sich, dass Gehörlose andere Erfahrungen in der Entwicklung machen als Hörende, weil sie in einer eigenen Sprache, der Österreichischen Gebärdensprache, kommunizieren und dadurch eine eigene Kultur entwickelt haben. Im empirischen Teil wurden 168 Testpersonen (70 Gehörlose und 98 Hörende) im Alter von 18 bis 29 Jahren mit einem Fragebogen konfrontiert, der auf der Basis der notwendigen Kriterien zum Erwachsenwerden nach Arnett (2001), dem IDEA-Verfahren von Reifman, Arnett und Colwell (2007) und dem subjektiven Erwachsenenstatus nach Arnett (2001) konzipiert wurde. Für Gehörlose wurde der Fragebogen auf Videos in Österreichischer Gebärdensprache, ihrer Erstsprache, aufgenommen. Mittels statistischer Verfahren konnten auffällige Unterschiede zwischen den zwei Gruppen ermittelt werden. Hohe Zustimmung als Kennzeichen für das Erwachsenwerden zeigen bei Gehörlosen die Kriterien der „Familienwerte“, jene traditionellen Werte, die eigentlich von der industriellen Gesellschaft stetig in den Hintergrund gedrängt werden. Damit verknüpft ist die subjektive Einschätzung des ‚Sich-erwachsen-Fühlens‘. Dies wurde von etwa 60% der Gehörlosen bejaht, während nur etwa 40% der Hörenden zustimmten, sich in diesem Status zu befinden. Im Gegensatz dazu zeigte es sich, dass die „modernen“ individualistischen Werte wie „Verantwortung übernehmen“ bei beiden Gruppen überraschenderweise eine gleich hohe Wertigkeit erreichten. Auch die fünf bestimmenden Merkmale der Entwicklungsphase Emerging Adulthood erlebten beide Gruppen mit nur einigen wenigen Unterschieden. Ähnlich verhält es sich mit Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung (Age of Possibilities), die beide Gruppe gleich intensiv erfahren, was jedoch im Gegensatz zu soziodemographischen Daten bei den Gehörlosen steht. Problematisch bleiben die Chancen zur Ausbildung, die 40% der Gehörlosen als unzureichend bewerteten. Diese angeführten Ergebnisse sind ein wichtiges Teilresultat der vorliegenden Untersuchung. Die Forschungsarbeit konnte beweisen, dass auch bei Gehörlosen eine Emerging Adulthood-Phase zu identifizieren ist, weshalb das Konzept von Arnett (2001, 2006a) in der Gehörlosenforschung Verwendung finden kann. Hilfreich dabei ist die Tatsache, dass gehörlose Heranwachsende das Alter von 18-30 als „Jugend“ bezeichnen und in dieser Phase eigene, von Jugendlichen und Erwachsenen getrennte kulturelle und sportliche Aktivitäten setzen. In der Zukunft sollte die Möglichkeit geschaffen werden, Merkmale und Probleme der Übergangsphase von der Adoleszenz zum Erwachsenalter in Veranstaltungen zu präsentieren und in Beratungen zu verwenden, um das Verständnis für diesen Entwicklungsabschnitt zu verbessern und damit den Weg der jungen Menschen in die Selbstständigkeit zu unterstützen.
Abstract
(Englisch)
This study examines deaf and hearing emerging adults in order to explore if there is a transition from adolescence to adulthood according to Arnett’s concept (2000). It is based on the theory that deaf people have different experiences in their linguistic development compared to hearing people when they communicate in their language 1, the Austrian Sign Language. Therefore, they also develop their own cultural concepts. In the empirical part of the study, 168 participants (70 Deaf and 98 hearing) aged between 18 and 29 years were asked to answer a questionnaire which indicates the criteria of transition to adulthood delineated by Arnett (2001) the defining features described by Reifmann, Arnett and Colwell (2007) and the perceived adult status specified by Arnett (2001). For Deaf participants, the questionnaire was presented in Austrian Sign Language with videos. The data analysis shows that there are significant differences between the two groups. The most widely endorsed subscale for deaf participants is family capacities which includes items that describe traditional ways of life – generally, in today’s society these values are often put into the background. Views on family capacities may be linked to perceived adult status. Moreover, 60% of Deaf participants feel that they have reached adulthood. In comparison, 40% of hearing participants share this view. Contrary to this, contemporary individualistic criteria such as the “acceptance of responsibility for the consequences of one’s actions“ are met with similar approval in both groups. Similarly, there is little difference between the groups regarding the five defining features of emerging adulthood. It may also be concluded that the two groups experience the age of possibilities in similar intensity. However, it should be noted here that there are different results depending on the demographic background of the Deaf participants and as many as 40% of Deaf participants regarded the accessibility of education as inadequate. The research has shown that, similar to the group of young hearing persons, there is a developmental period which can be described as emerging adulthood for the group of young Deaf people. In addition, it was demonstrated that Arnett’s concept may also be used for research on deaf people. This is supported by the fact that young deaf people define the age between 18 and 30 as youth. During this period, they organise their own cultural and athletic activities which are distinct from the activities of Deaf adolescents and adults. In the future, forums and platforms should be created where the results of this study on the transition from adolescence to adulthood may be illustrated. In addition, the insight gained from the study should be made accessible to consultants in order to 1. improve comprehension of emerging adulthood and 2. support Deaf and hearing individuals on their way to independence.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Emerging Adulthood Deaf Austria
Schlagwörter
(Deutsch)
Emerging Adulthood Gehörlose Gehörlos Österreich Heranwachsende Erwachsenwerden
Autor*innen
Barbara Hager
Haupttitel (Deutsch)
Wie wird Erwachsenwerden erlebt?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Untersuchung zur Lebensphase "Emerging Adulthood" bei Gehörlosen und Hörenden in Österreich
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
163 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ulrike Sirsch
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.56 Jugendpsychologie ,
77 Psychologie > 77.57 Erwachsenenpsychologie ,
77 Psychologie > 77.59 Entwicklungspsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC08022355
Utheses ID
7627
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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