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Benutzung vs. Bestandserhaltung
Auflösung eines Zielkonflikts in österreichischen Landesarchiven
Mabel Sibylle Eßlinger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft
Betreuer*in
Elisabeth Schöggl-Ernst
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.79123
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-15877.76846.848817-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
“Das Verhältnis des Archivars zu den Besuchern seiner Anstalt [...] ist ein gespaltenes. Einerseits unterstreichen hohe Benützerzahlen die Existenzberechtigung des Archivs, andererseits bringt „Benützung“ immer auch „Abnützung“ des nicht für die Massenbenützung angelegten Archivguts mit sich [...].” - Michael Hochedlinger Was Michael Hochedlinger hier beschreibt, ist das allgegenwärtige Grundproblem eines Archivs. Archivalien sollen genutzt und bearbeitet werden, doch die Benutzung birgt Gefahren für das Archivgut, das eigentlich geschützt werden muss. Archive und Archivarinnen verpflichten sich laut ihrem Arbeitsethos, das ihnen anvertraute Archivgut so zu verwalten, dass dessen Erhalt, die Authentizität, die Integrität und die Vertrauenswürdigkeit der Objekte stets gewährleistet ist. Des Weiteren verpflichten sie sich, die Nutzbarkeit der ihnen anvertrauten Archivalien zu sichern und diese für die Allgemeinheit unter bestimmten Voraussetzungen zugänglich zu machen. Die österreichischen Landesarchivgesetze definieren diese Aufgaben als Kernaufgaben der archivischen Arbeit. Daraus ergibt sich ein Zielkonflikt, der aufgelöst werden muss, um beiden Aufgaben gerecht zu werden. Jede Form der Benutzung bedeutet eine Belastung für das Archivgut. Neben der Abnutzung des Materials und der mechanischen Belastungen der Objekte während der Benutzung werden die Archivalien bei der Entnahme aus dem Depot zudem klimatischen Schwankungen ausgesetzt, durch welche mechanische sowie biologische Schäden an der Archivalie entstehen können. Die Bestandserhaltung sollte diesen Belastungsfaktoren vorbeugen oder ihnen zumindest entgegenwirken. Das Archivgut lediglich im Depot zu verwahren und nicht zu bearbeiten, ist keine Lösung für diesen Zielkonflikt und entspricht auch nicht dem Sinn der Archivierung. Daher ist es die Aufgabe von Archiven, ein Bestandserhaltungskonzept zu entwickeln, das den Zugang zum Archivgut ermöglicht und gleichzeitig den Erhalt der einzelnen Objekte gewährleistet. Maßnahmen müssen so ergriffen werden, dass die Archivalien genutzt werden können, ohne dass dabei Benutzerinnen und Benutzer oder das Archivgut beeinträchtigt werden. Hochedlinger sieht die größte Gefahr der “Abnutzung” des Archivgutes im Lesesaal und betrachtet die Benutzenden als zentrale Gefahrenquelle für den Erhalt des Archivgutes. Doch wer "benutzt" das Archivgut eigentlich und ist damit ein Benutzer oder eine Benutzerin? In welchen Situationen ist das Archivgut am stärksten gefährdet, beschädigt zu werden und welche Schadensbilder können durch die Benutzung entstehen? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um eine schonende Nutzung der Archivalien zu gewährleisten? Und welche Maßnahmen setzen die österreichischen Landesarchive, um diesen Zielkonflikt so gut es geht aufzulösen? In dieser Arbeit wird daher der Zielkonflikt zwischen Benutzung und Bestandserhaltung eingehend betrachtet. Ziel dieser Arbeit ist es zu ermitteln, wer das Archivgut tatsächlich "benutzt", welche Schadensbilder dabei entstehen können und welche Maßnahmen zur Auflösung des Zielkonflikts beitragen können. Im Weiteren wird untersucht, welche Maßnahmen die österreichischen Landesarchive ergreifen, um den bestehenden Zielkonflikt in der Praxis bestmöglich zu lösen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Benutzung von Schriftgut auf Papier und Pergament sowie auf großformatiges Archivgut. Ausgeklammert bleiben die Benutzung von Foto- und Filmmaterial sowie der sachgerechte Umgang mit Siegeln. Zudem beschränkt sich diese Arbeit ausschließlich auf die Benutzung im Archiv, also in den Arbeitsräumen und im Lesesaal. Zu Beginn der Arbeit wird geklärt werden, was unter dem Begriff der Benutzung zu verstehen ist und wer das Archivgut tatsächlich nutzt und somit eine potenzielle "Gefahr" für dessen Erhalt darstellen kann. Anschließend werden die möglichen Schadensbilder betrachtet, die durch eine unsachgemäße Handhabung der Objekte entstehen können, und es wird untersucht, in welchen Situationen des Archivalltags diese Schäden auftreten. Im Weiteren gibt die Arbeit einen Überblick über die bestandserhalterischen Maßnahmen, die das Archivgut vor Beschädigungen schützen können und dadurch eine möglichst schonende Benutzung gewährleisten sollen. Abschließend wird dargestellt, welche Maßnahmen die neun Landesarchive Österreichs ergreifen, um den Zielkonflikt zwischen Bestandserhaltung und Benutzung aufzulösen. Hierzu wurden Interviews mit allen neun Landesarchiven geführt, in welchen sie ihre Vorgehensweisen dargestellt haben und die in dieser Arbeit einzeln zusammengefasst wurden, um so beispielhafte Konzepte, welche im Alltag zum Einsatz kommen, für die Auflösung des Zielkonflikts aufzuführen.
Abstract
(Englisch)
"The relationship between the archivist and the visitors to his institution [...] is a divided one. On the one hand, high user numbers underline the archive's purpose; on the other hand, “use” always entails “wear and tear” of archive material which is not designed for mass use [...]." - Michael Hochedlinger What Michael Hochedlinger describes here is the omnipresent basic problem of an archive. Archival records should be used and processed, but their use endangers the archive material that actually needs to be protected. According to their work ethic, archivists are committed to managing the archive material entrusted to them in such a way that the preservation, authenticity, integrity and trustworthiness of the objects are guaranteed at all times. Furthermore, they undertake to ensure the usability of the archive records entrusted to them and to make them accessible to the general public under certain conditions. The Austrian provincial archive laws define these tasks as the core tasks of archival work. This results in a conflict of objectives that must be resolved in order to do justice to both tasks. Every form of use places a strain on the archive material. In addition to the wear and tear of the material and the mechanical stresses on the objects during use, the archival items are also exposed to climatic fluctuations when they are removed from storage, which can cause mechanical and biological damage to the archival items. Preservation should prevent or at least counteract these stress factors. Simply keeping archival material in storage and not processing it is not a solution to this conflict of objectives and does not correspond to the purpose of archiving. It is therefore the task of archives to develop a preservation concept that enables access to the archive material and at the same time guarantees the preservation of the individual objects. Measures must be taken in such a way that the archival records can be used without affecting users or the archive material. Hochedlinger sees the greatest danger of “wear and tear” of the archive material in the reading room and considers the users to be a central source of danger for the preservation of the archive material. But who actually "uses" the archive material and is therefore a user? In which situations is the archive material most at risk of being damaged and what types of damage can occur as a result of use? What measures can be taken to ensure the careful use of archive materials? And what measures do the Austrian state archives take to resolve this conflict of objectives as far as possible? This paper therefore takes a close look at the conflicting goals of use and preservation. The aim of this work is to determine who actually "uses" the archive material, what damage can occur in the process and what measures can help to resolve the conflict of objectives. It also examines the measures taken by the Austrian state archives to resolve the existing conflict of objectives in the best possible way in practice. The work concentrates on the use of documents made of paper and parchment as well as large-format archive records. The use of photographic and film material and the proper handling of seals are excluded. In addition, this work is limited exclusively to use in the archive, in particular in the workrooms and in the reading room. At the beginning of the paper, it will be clarified what is meant by the term “use” and who actually uses the archive material and can therefore represent a potential “danger” to its preservation. It then looks at the possible types of damage that can be caused by improper handling of the objects and examines the situations in which this damage occurs in everyday archival life, and then provides an overview of the conservation measures that can protect the archive material from damage and thus ensure that it is used as carefully as possible. Finally, the measures taken by Austria's nine provincial archives to resolve the conflict between preservation and use are described. To this end, interviews were conducted with all nine provincial archives in which they described their approaches, which are summarized individually in this paper in order to list exemplary concepts that are used in everyday life to resolve the conflict of objectives.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Benutzung Bestandserhaltung Zielkonflikt österreichische Landesarchive
Autor*innen
Mabel Sibylle Eßlinger
Haupttitel (Deutsch)
Benutzung vs. Bestandserhaltung
Hauptuntertitel (Deutsch)
Auflösung eines Zielkonflikts in österreichischen Landesarchiven
Paralleltitel (Englisch)
Usage vs. preservation
Paralleluntertitel (Englisch)
resolving a conflict of objectives in Austrian state archives
Publikationsjahr
2025
Umfangsangabe
126 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Elisabeth Schöggl-Ernst
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte. Allgemeines
AC Nummer
AC17625062
Utheses ID
77262
Studienkennzahl
UA | 066 | 804 | |
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