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Militant democracy
the German Brandmauer compared to party bans under the European Convention of Human Rights
Julia Schreiber
Art der Arbeit
Master-Thesis (ULG)
Universität
Universität Wien
Fakultät
Postgraduate Center
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
außerordentliches Masterstudium Human Rights (LL.M.)
Betreuer*in
Birgit Daiber
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.79782
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-16272.03443.540326-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Pluralität zu gewährleisten und gleichzeitig interne Bedrohungen durch extremistische und populistische Akteure abzuwehren, ist eine der wohl drängendsten Herausforderungen für heutige Demokratien. Dieses Dilemma führt in Deutschland, vor allem durch den Aufstieg der Alternative für Deutschland (AfD), zu hitzigen Debatten über das Konzept der wehrhaften Demokratie als solches und vor allem über den Einsatz politischer Isolationsstrategien, wie der sogenannten Brandmauer. Während sich die meisten juristischen Untersuchungen des Konzeptes der wehrhaften Demokratie auf formelle staatliche Maßnahmen wie Parteiverbote konzentrieren, wird informellen Strategien politischer Ausgrenzung, dem Cordon Sanitaire, oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Ausarbeitung schließt diese Lücke, indem sie die Brandmauer, als spezielle Ausformung des Cordon Sanitaire, als potenziell milderes Mittel im Vergleich zu einem formellen Parteienverbot im Sinne der Verhältnismäßigkeitsprüfung des Europäischen Menschengerichtshofs (EGMR) in Erwägung zieht. Anhand einer dogmatischen Analyse der Rechtsprechung des EGMR in Verbindung mit einer vergleichenden und normativen Einschätzung beurteilt diese Ausarbeitung die Wirksamkeit und Eignung eines formellen Parteiverbots im direkten Vergleich zur Brandmauer. Aus empirischer Sicht verhindert die Brandmauer erfolgreich, dass extremistische politische Parteien die Regierungsgewalt erlangen, und schwächt somit ihre institutionelle Legitimität. Gleichzeitig vermag die Brandmauer einige ungewollte Nebeneffekte und prozessuale Hürden, welche mit einem formellen Parteiverbot typischerweise einhergehen, zu vermeiden. Im Gegensatz zu formellen Parteiverboten ist das Bestehen und die Wirksamkeit der Brandmauer jedoch grundlegend vom politischen Konsens abhängig und birgt somit die Gefahr, eine gesellschaftliche Polarisierung und Spaltung zu verstärken. Die vorliegende Arbeit argumentiert, dass die Brandmauer und Parteienverbote unterschiedliche Instrumente der wehrhaften Demokratie sind, die in der Praxis aufeinander folgen, aber rechtlich und normativ unterschiedlich sind. Die Existenz eines effektiven Cordon Sanitaire‘s zur Eindämmung einer Gefahr für die Demokratie muss als solche zwar bei der Beurteilung der Verhältnismäßigkeit eines Parteiverbots berücksichtigt werden, dieser Umstand entbindet den jeweiligen Staat jedoch nicht von seiner in der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) niedergeschriebenen Pflicht die Demokratie als solche zu schützen. Die Einbeziehung informeller politischer Strategien in eine rechtliche Prüfung ergänzt die vorhandene juristische Forschung des Konzepts wehrhafter Demokratie und erläutert potenzielle Bedingungen, unter denen Demokratien der inhärenten Spannung zwischen Pluralismus und Selbsterhaltung gerecht werden können.
Abstract
(Englisch)
How can democracies preserve pluralism while defending themselves against actors who seek to dismantle it from within? This dilemma has become relevant in Germany with the rise of the Alternative for Germany (AfD), which reignited debates about militant democracy and the use of political isolation strategies such as the Brandmauer (firewall). While most legal research on militant democracy focuses on formal state measures like party bans, it often pays less attention to informal strategies of political ostracism, the Cordon Sanitaire. Addressing this gap, this thesis examines whether the Brandmauer can function as a “less restrictive measure” under the proportionality test of the European Court of Human Rights (ECtHR). Using doctrinal analysis of the ECtHR’s jurisprudence, combined with comparative and normative evaluation, the thesis assesses the effectiveness and suitability of both party bans and the Brandmauer. From an empirical perspective, the Brandmauer has so far prevented extremist political parties from gaining executive power and reduced their institutional legitimacy, all while avoiding some of the backlash and the procedural hurdles associated with formal party bans. Nevertheless, unlike formal party bans, its durability depends on mere political consensus, and it risks reinforcing polarization through exclusion. This thesis argues that the Brandmauer and party bans are both tools of militant democracy, which are sequential in practice but normatively distinct in law. While the existence of a Cordon Sanitaire must be considered in assessing whether a party ban is proportionate, it cannot discharge the state’s duty to use formal legal instruments when democratic boundaries are breached. By integrating informal political strategies into a legal framework, this thesis advances the study of militant democracy and clarifies the conditions under which democracies may legitimately balance pluralism with self-preservation.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Parteiverbot EMRK Brandmauer Cordon Sanitaire Artikel 10 EMRK Artikel 11 EMRK
Schlagwörter
(Englisch)
Party Ban EMRK Cordon Sanitaire Article 10 ECHR Article 11 ECHR
Autor*innen
Julia Schreiber
Haupttitel (Englisch)
Militant democracy
Hauptuntertitel (Englisch)
the German Brandmauer compared to party bans under the European Convention of Human Rights
Paralleltitel (Deutsch)
Wehrhafte Demokratie
Paralleluntertitel (Deutsch)
die deutsche Brandmauer im Vergleich zu Parteiverbotsverfahren im Lichte der Europäischen Menschenrechtskonvention
Publikationsjahr
2025
Umfangsangabe
XIV, 66 Seiten
Sprache
Englisch
Klassifikation
86 Recht > 86.85 Menschenrechte
AC Nummer
AC17724279
Utheses ID
78147
Studienkennzahl
UA | 999 | 079 | |
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