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Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?
Christian Huber
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Hans Safrian
DOI
10.25365/thesis.9186
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30399.93075.145759-0
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Bild des Schwarzafrikaners im Laufe deutscher
Kolonialgeschichte, über die Weimarer Republik und mündet im Kontext der
Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Im Rahmen dieser Arbeit werden zwei Thesen
thematisiert. Einerseits soll aufgezeigt werden, dass ein deutscher Rassismus nicht
erst im Holocaust präsent war sondern dessen Wurzeln schon weitaus früher
anzusiedeln sind und weiters die Imagologie des Schwarzafrikaners auf Stereotype
und Klischees beruht, die in direkter Verbindung zu Umbrüchen und Veränderungen
der deutschen Gesellschaft stehen.
Ursprung des Imagewechsels war der Zeitpunkt der Aufklärung, wo Menschen nicht
mehr anhand ihrer Glaubensrichtung hierarchisiert, sondern physische Merkmale zur
Differenzierung herangezogen wurden. Dies endete in gesellschaftlichen
Rangordnungen, an denen der weiße Mensch an der Spitze stand und die
naturbelassenen Eigenschaften des Schwarzen als noble Tugenden galten.
Mit dem Aufkommen der Evolutionstheorie, die sich speziell den anthropologischen
Merkmalen zuwandte, glaubte man das gesuchten Missing Link (Bindeglied zwischen
Mensch und Tier) gefunden zu haben. Insofern wurde der Schwarze auf dieselbe
Stufe wie Tiere gestellt und aus dem „edlen Wilden“ wurde eine „animalische Bestie“.
Diese Interpretation änderte sich in der Kolonialzeit nur minimal, da für die finanzielle
und arbeitskräftepotentielle Ausbeutung eine Legitimierung gefunden werden
musste. Diese manifestierte sich in den völlig absurd aufgestellten Rassentheorien.
Getrieben vom Wunsch nach raschen finanziellen Wohlstand missbrauchten weiße
Siedler ihre Vollmachten und knechteten die schwarzen Einheimischen. Daraus
entstand eine Dichotomie zwischen „Kulturmensch“ und „Naturmensch“. Die
afrikanische Antwort auf den weißen Größenwahn und deren praktizierte Ausbeutung
gipfelte in den Herero- und Namaaufständen, die jedoch vom deutschen Militarismus
unter grausamer Kriegsführung niedergeschlagen wurden und von kritischen
Historikern, als Deutschlands erster Genozid angesehen wird.
Der erste Weltkrieg läutete abermals eine Wende ein. Als Kriegsaggressor wurde
Deutschland verpflichtet Reparationszahlungen zu tätigen und verlor dazu noch den
Anspruch auf ihre überseeischen Schutzgebiete. Überzeugt davon eine
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ausgesprochen gute Kolonialarbeit geleistet zu haben, stellte sich in Deutschland die
„koloniale Schuldlüge“ ein. In dieser bezeichnete man sich als „würdige
Kolonialherren“ die ihren „treuen Schützlinge“ Bildung vermittelten, in der deutschen
Interpretation der „Bürde des weißen Mannes“.
Gedemütigt und frustriert von den Zuständen die der Versailler Friedensvertrag mit
sich brachte, entwickelte sich im Weimarer Deutschland abermals eine rassistische
Gesinnung gegenüber Schwarzafrikaner. Während der Rheinlandbesetzung durch
alliierte Truppen, die unteranderem auch auf afrikanische Kolonialsoldaten
zurückgriffen, entwickelte sich die so genannte „Schwarze Schmach“ Kampagne. In
jener protestierte die deutsche Regierung gegen den Einsatz afrikanischer Truppen
auf deutschem Gebiet. In diese Proteste flossen neben den Aspekten Rasse und
Nation unteranderem auch das Geschlecht mit ein, da die deutsche Frau als
„bevorzugtes“ Opfer schwarzer Kolonialsoldaten galt. Unterstützung erhielt
Deutschland in diesem Vormarsch auch von ausländischen Akteuren, die sich einer
weißen Solidarität verpflichtet fühlten.
Kurz nachdem es zum Abzug alliierter Truppen aus den besetzen Gebieten kam,
stellte man bereits Überlegungen an, wie man den deutschen Volkskörper vor jener
schwarzen Minderheit, die sich aus der Besatzung und der daraus resultierenden
Liebschaften, etc. ergeben hat, schützen könne. Die Sterilisation sollte demzufolge
eine akzeptable Methode sein, wobei es bei der Umsetzung jener, aufgrund der
deutschen Rechtlage zu Problemen kam.
Die Olympiade 1936 in Berlin sollte der Welt demonstrieren, dass Deutschland ein
liberaler Staat fernab jeglicher rassistischer Machenschaften ist. Eine
propagandistische Inszenierung sollte das Ausland in die Irre führen. Besonders der
afroamerikanische Superstar der Spiele Jesse Owens führte die
nationalsozialistischen Rassentheorien ad absurdem, indem er in den
Leichtathletikbewerben vier Goldmedaillen holte. Vom Publikum wurde er jedoch als
Held der Spiele gefeiert.
Auch der ideologisch aufgeladene Boxkampf zwischen Max Schmeling und Joe
Louis verkam zu einer Instrumentalisierung des Sports durch die Regierungen.
Sportler wurden nicht anhand ihrer Leistungen beurteilt sondern anhand ihrer
Ideologien und Hautfarben. Ein Mann für eine ganze Nation.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Nationalsozialismus Rassentheorien Rassismus Kolonialpolitik Schutzgebiete Hereroaufstand Südwestafrika Deutschland Olympische Spiele 1936 Berlin Jesse Owens Max Schmeling Joe Louis
Autor*innen
Christian Huber
Haupttitel (Deutsch)
Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
189 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hans Safrian
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC08071423
Utheses ID
8283
Studienkennzahl
UA | 190 | 313 | 456 |