Detailansicht
The N2 event-related potential component indicates differential target representations for eye and hand movements
Claudia Wehrspaun
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Uta Sailer
DOI
10.25365/thesis.9263
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29463.81321.475755-4
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
In diversen alltäglichen Situationen benötigen Menschen eine präzise Auge-Hand-
Koordination. Diese gewährleistet, dass wir sinnvoll mit unserer Umwelt interagieren
können und beispielsweise die Fähigkeit zu geplanten, genaueren Greif- oder
Zeigebewegungen haben. Aufgrund der Vielfalt von Situationen und Anforderungen,
beziehungsweise der großen Masse an Information, welche schon während des
Vorgangs der Wahrnehmung bewältigt werden muss, stellt sich die Frage, in welchen
Schritten das menschliche Gehirn diese Verarbeitung vornehmen kann.
Die vorliegende Studie setzt sich mit dieser Frage auseinander, indem die ERPKomponente
N2 im Vergleich bei Sakkaden zu einem Ziel oder einer entsprechenden
Zeigebewegung untersucht wird. Die N2-Komponente erscheint hier besonders
geeignet, da sie einen Zusammenhang mit Zielverarbeitung oder Stimulusklassifikation
zeigt und durch Aufmerksamkeit moduliert werden kann (Holguín et al., 2009). Aufgrund
dessen wurde angenommen, dass die Notwendigkeit einer effizienteren
Zielverarbeitung in der Zeige-Bedingung zu einer stärker negativ ausgeprägten N2
führen würde. Während des Experiments führten die Teilnehmer Zeigebewegungen und
Sakkaden zu einem Stimulus aus und lediglich Sakkaden zu einem anderen. Anhand
dieser Aufgabe konnte der erwartete Unterschied in der Amplitude der N2-
Komponenete gezeigt werden, welche in der Zeigebewegung stärker negativ
ausgeprägt war. Bezüglich der Latenzen stellten sich die beiden Bedingungen als
gleichwertig heraus. Dies könnte an zwei einander ausgleichenden Einflüssen liegen:
Zum einen muss das Ziel für die Zeige-Bedingung effizienter verarbeitet werden, zum
anderen ist eine größere Menge an Information zu bewältigen.
Im Hinblick auf eine mögliche Interpretation der Ergebnisse muss genauer
zwischen den Subkomponenten der N2 unterschieden werden. Die Tatsache, dass der
beobachtete Effekt an der zentralen Elektrode am größten war, an der parietalen Seite
noch zu sehen war, aber in Richtung frontal verschwand, spricht für einen Einfluss der
Bedingung auf die posteriore N2p. Hierbei ist zu sagen, dass keine eindeutige
Unterscheidung von der N2b getroffen werden kann, welche im Zusammenhang mit
abweichenden Stimuli untersucht wurde (Patel und Assam, 2005). Allerdings wurde die
N2b mit dem superioren Temporalcortex in Verbindung gebracht, welcher, sowie Teile
56
des Parietalcortex, zum dorsalen Pfad der Verarbeitung der visuellen Wahrnehmung
gehört (Bruce et al., 2003). Aus diesem Grund wären beide Subkomponenten mit der
Bildung von Augen- und Handbewegungen verbunden.
Wesentlich ist bei der vorgegeben Aufgabe der Einfluss der Aufmerksamkeit.
Studien haben gezeigt, dass bereits während der ersten Verarbeitungsschritte
Modulationen durch Ausrichtung der Aufmerksamkeit wirksam werden können
(Maunsell, 1995). In diesem Sinne könnte der N2-Effekt durch ungleiche Verteilung von
Aufmerksamkeit zustande gekommen sein, da die Zeige-Bedingung wahrscheinlich als
die anstrengendere von beiden wahrgenommen wurde. Dazu ist zu sagen, dass andere
Untersuchungen, welche Augen- und gerichtete Handbewegungen nutzten, keinen
ausschlaggebenden Einfluss von Aufmerksamkeit durch eine zusätzliche
Kontrollbedingung zeigen konnten (Astafiev et al., 2004). Diese Beobachtungen
sprechen für eine komplexere Ursache des N2-Effektes.
Eine weitere entscheidende Grundlage bezüglich der Auge-Hand-Koordination
ist, welche Koordinatensysteme für die Berechnung des Bewegungsvektors verwendet
werden. McGuire und Sabes (2009) präsentieren eine Studie, bei der Fehler in den
Augenbewegungen am besten durch ein Model vorausgesagt werden konnten, bei dem
Beiträge von retinotopen und körperzentrierten Koordinatensystemen mit einbezogen
wurden. Aufgrund der posterioren Verteilung der N2-Komponente könnte die retinotope
Organisation des parietalen Cortex dazu führen, dass für die Überleitung zum stärker
körperzentriert strukturierten frontalen Cortex (McGuire und Sabes, 2009) eine
effizientere Verarbeitung im Falle der Zeige-Bedingung von Nöten ist. Dadurch könnte
eine stärker negative N2-Komponente entstehen.
Die Untersuchung von Sailer et al. (2002) weist auf einen weiteren Aspekt hin. In
einem Verhaltensexperiment hatten Versuchspersonen Augen- und Zeigebewegungen
zu Zielen mit unterschiedlichen Charakteristika durchzuführen. Hierbei kam es zu
Unterschieden bei der Zeigebewegung. Dies kann als Hinweis auf die Bedeutung von
Zielcharakteristika bei der Bildung einer Zielrepräsentation gewertet werden. Da diese
offenbar nur im Falle der Zeige-Bedingung relevant waren, kommt es anscheinend zur
Bildung von unterschiedlichen Zielrepräsentationen, je nach Relevanz für spätere
Bewegungen. Im Sinne von Maunsell (1995) könnte man auch von multiplen
Zielrepräsentationen sprechen, welche in den unterschiedlich organisierten Schichten
57
der Verarbeitungsbahnen gebildet werden, um relevante Information für das Individuum
sinnvoll zu gewichten.
Im Zusammenhang mit dem beobachteten Effekt bei der N2-Komponente könnte
die unterschiedliche Gewichtung einen Einfluss haben, da in der Zeige-Bedingung
andere Zielcharakteristika analysiert und gewichtet werden müssen.
So gesehen könnte eine möglichst komplette Erklärung des N2-Effektes lauten,
dass verschiedene Zielrepräsentationen ausgebildet werden, welche sich unterscheiden
im Hinblick des Beitrages von Koordinatensystemen und außerdem bezüglich der
relativen Gewichtung von Zielcharakteristika. Natürlich könnte auf allen Stufen dieses
Verarbeitungsprozesses Aufmerksamkeit eine wesentliche Rolle spielen.
Abstract
(Englisch)
During multiple tasks, we are in need of a very precise eye-hand-coordination. Taking
into account the variable factors of influence, like attentional demands, changing context
or limited information, the question arises, how the brain is able to develop a target
representation which is best suited to all kinds of situations in everyday-life. Generally,
studies reached different results regarding possible reference frames or the processing
of different target features. Whether movements’ trajectories or corresponding errors
are correlated, depends largely on the paradigm which is used in a certain experiment.
In consequence, some researchers rather focused on the relative contribution of
different informative frame works on multiple target representation than on comparing
the probabilities of concurrent models. Behavioral and functional studies provide
evidence that not solely an implementation of different reference frames for a movement
vector is necessary, but also the relative weighting of target features in relation to the
required eye- or hand movement (McGuire and Sabes (2009); Sailer et al. (2002)). In
addition, shifts of attention have been suggested to modulate nearly all steps of eyehand-
coordination (Maunsell, 1995). In this context, the present study tries to further
investigate the underlying principles for generating coupled saccades and pointing
movements. The method of choice is the comparison of an ERP-component, the N2,
during a task, where participants had to either fixate or perform a reaching movement at
a target. The N2 is of interest in this behalf, because it has been linked to target
processing, classification of stimuli and is influenced by attention (Holguín et al., 2009).
During the experiment, the N2 showed a significantly more pronounced negativity
during the pointing condition. This can be interpreted as a need for higher efficiency
during target processing that leads to a limb movement, because additional and more
complex information has to be taken into account. Accordingly, the results fit a model
based on multiple rather than one common target representation. The specific
differences could result either from a more complex computation concerning reference
frames for the pointing movement or a weighting procedure of relatively important target
features.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
N2 ERP target representation eye-hand-coordination
Schlagwörter
(Deutsch)
N2 ERP Zielrepräsentation Auge-Hand-Koordination
Autor*innen
Claudia Wehrspaun
Haupttitel (Englisch)
The N2 event-related potential component indicates differential target representations for eye and hand movements
Paralleltitel (Deutsch)
Die ERP-Komponente N2 zeigt Unterschiede in der Zielrepräsentation für Augen- und Handbewegungen
Paralleltitel (Englisch)
The N2 event-related potential component indicates differential target representations for eye and hand movements
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
64, XXX S. S.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Uta Sailer
Klassifikation
77 Psychologie > 77.05 Experimentelle Psychologie
AC Nummer
AC08095427
Utheses ID
8353
Studienkennzahl
UA | 298 | | |