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Brasilien am Vorabend des Zweiten Weltkrieges
Nicolas Forster
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfdieter Bihl
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DOI
10.25365/thesis.9275
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29282.21411.303959-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Untersuchung befasst sich mit der Entwicklung Brasiliens von der Weltwirtschaftskrise bis zum Kriegseintritt 1942. Sie tut dies unter zwei Hauptaspekten. Zum einen wird Brasiliens Rolle im Spiel der damaligen Weltmächte, insbesondere im Kraftfeld zwischen den Vereinigten Staaten und den Achsenmächten beleuchtet, wobei Japans Rolle zu vernachlässigen ist. Den zweiten Aspekt bilden die innenpolitischen Einschnitte, die sowohl vom verfassungsrechtlichen als auch vom Sozioökonomischen her intensiv beleuchtet werden. Zum Schluss folgt ein Abriss über die Brasilianischen Expeditionsstreitkräfte „FEB“ und ihren Einsatz am italienischen Kriegsschauplatz. Dieser Exkurs eröffnete die Möglichkeit, auch detailliert den verschlungenen Weg Brasiliens in den Zweiten Weltkrieg nachzuzeichnen. Am Ende wird versucht, die Folgen der brasilianischen Kriegsteilnahme und seiner aussenpolitischen Positionierung auf die Entwicklungen nach 1945 zu beleuchten. Besondere Beachtung findet die für diese Zeit prägende Gestalt des Präsidenten und Diktators Getúlio Vargas, die politische Rolle und Entwicklung des Militärs im Kontrast zur ideologisch unbeeindruckten erfolgreichen Aussenpolitik von Oswaldo Aranha. Breiten Raum findet in dieser Darstellung die politische Rolle der prävalenten Einwanderergruppen. Es war herauszuarbeiten, dass durch die wirtschaftlich überproportional einflussreichen und ohnehin zahlenstarken Einwanderer aus Deutschland und Italien Faschismus und Nationalsozialismus schon vor Bildung einer demokratisch nicht legitimierten Regierung ab 1933 latent vertreten waren. Mit der Herausbildung einer autoritär-nationalistisch definierten Staatsraison in Form der durch linke Putschversuche „legitimierten“ Diktatur des „Estado Novo“ begann Brasilien damit, sich der Unterwanderungstendenzen aus Deutschland und Italien zu erwehren. Dies geschah wohlgemerkt ungeachtet der offensichtlichen ideologischen Affinitäten. Der auf Kosten der deutschen und italienischen Bevölkerung ausgetragene Konflikt wird auch unter genauerer Betrachtung der Geheimdienstaktivitäten und der diplomatischen Beziehungen präsentiert. Hierbei werden die ideologisch und strategisch nicht gleich motivierten Partner der Achse, Hitlerdeutschland und das Italien Mussolinis auch in ihren Unterschieden genau verglichen. Die sozialen Probleme in Folge der Weltwirtschaftskrise als wichtiger Hintergrund der nicht unerheblichen innenpolitischen Turbulenzen werden im Lichte der weitreichenden Folgen für die Parteienlandschaft und die nationale Wirtschaftspolitik präsentiert. Die neue Wirtschaftspolitik und damit verknüpfte Aufrüstungsbestrebungen der 1930er Jahre werden in ihrem Zusammenspiel näher beleuchtet. Die zweite Hälfte der Untersuchung beschäftigt sich mit der aussenpolitischen Situation, dem lange andauernden Lavieren zwischen ideologisch nahestehenden Achsenmächten und „geopolitischen“ Determinanten, vertreten durch Washington und die panamerikanischen Konferenzen. Die Rückkehr zur zeitweise in Frage gestellten Stabilität in die panamerikanische Staatengemeinschaft und den seit Kriegseintritt der USA Ende 1941 wieder dominierende Einfluss derselben runden schliesslich die Darstellung ab. Die eigenständige Aussenpolitik des proamerikanischen und international viel beachteten Aussenministers Oswaldo Aranha findet gebührende Beachtung. Das abschliessende Kapitel zum brasilianischen Kriegsbeitrag an der Seite der USA durch die „FEB“ führt die innen- und aussenpolitischen Handlungsstränge zusammen ebenso wie in der Vorkriegszeit die Frage der Behandlung der deutschen und italienischen Minderheit. Die sofortige Auflösung der „FEB“ als Motiv des an Einfluss verlierenden Diktators Vargas wird hierfür schlüssig erörtert. Diese Arbeit legt grossen Wert darauf, Korrelationen zwischen innen- und aussenpolitischer Entwicklung herauszuarbeiten, aussenpolitische Kehrtwendungen der Vorkriegsjahre als Folge innenpolitischer Entwicklungen zu begreifen, umgekehrt den Kriegsverlauf und die wirtschaftliche Erholung mit ihrer Rückkoppelung auf die „Redemokratisierung“ im Inneren zu begreifen. Die noch über Jahrzehnte nach 1945 für Brasilien schwer zu haltende Balance zwischen Stabilität und Demokratie wurde im Untersuchungszeitraum erstmalig auf eine Probe gestellt.
Abstract
(Englisch)
This study deals with Brazilian developments between the Great depression and its entering into the Second World War. Two aspects are prevalent. First its part in the gamble of the superpowers, i.e. between the United States on one side, and the Axis without a deeper look at Japan on the other side is described. Second focus are the deep cuts in domestic history of Brazil be they constitutional and socioeconomic ones. At the end a summary on the Allied Brazilian Expeditionary Forces “FEB” on the Italian war theatre is given. This excursus allows to describe in detailed how twisted Brazils route to entering into the Second World War on side of the Allied countries was. At the end the question tried to answer is what the consequences were after 1945 of participating in World War and taking side in international policy. Special attention is devoted to the most influential character of his time, dictatorlike acting President Getúlio Vargas. This is made in light of the political part and emergence of the military contrasting to the foreign policy of Oswaldo Aranha, executed successfully and largely free from ideological interference. Huge space is devoted to the political part of the prevalent immigrant groups. It had to be worked out that Fascism and Nazi-ideology latently existed long before undemocratic government seized power since 1933 carried by the German and Italian minorities numerous and influential in terms of economy. With the emergence of an authoritarian- nationalist “raison d’état” incorporated through the “Estado Novo” allegedly justified by a tried leftist coup d’état, Brazil defended itself decisively against the undermining activities of Germany and Italy. This happened despite all ideological similarity. This conflict carried out on the back of German and Italian community is presented with detailed look on diplomatic and intelligence activities of the Axis. In that regard the differing political and strategic concept of Hitler-Germany and the Italy of Mussolini is scrutinized. Grave social problems in consequence of the big depression on one side building the background for severe domestic turmoil also explain the far reaching changes in economic policy targets and scenery of political parties. As a red thread through the 1930’s the new economic policy and its correlation with an offensive and eager armament project are explained. Second part of this study deals with foreign policy developments the long lasting maneuvering or muddling through between the ideologically close powers of the Axis and “geopolitical” determinants represented by Washington and Pan-American conferences. This thesis is rounded by telling about the return into the temporarily questioned stability of the Pan-American community and U.S.A.’s going to war thus regaining a dominant influence over Brazil. Considerable attention is devoted to the independent policy of pro-American Oswaldo Aranha, the internationally reknown foreign minister of Brazil. The final chapter to the Brazilian war contribution on side of t he USA by the “FEB” leads together two threads of domestic and foreign policy just as the issue of Italian and German minority before entering the war. The instant dissolution of the “FEB” motivated by the fading power of dictator Vargas is told in a conclusive way. To describe correlative effects between foreign and domestic developments and to understand Brazilian internal situation as a thriving force of foreign policy maneuvers is an emphasis of this study. Vice versa the return of democracy has to be understood as “kickback” effect of the lucky outcome of the war and economical recovery. The balance between economical stability and democracy still hard to maintain in decades of postwar era first was tested in the period treated in this study.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Brazil USA Germany Italy Argentina Facism Getúlio Vargas Estado Novo Roosevelt World war
Schlagwörter
(Deutsch)
Brasilien USA Deutschland Italien Argentinien Faschismus Getúlio Vargas Estado Novo Roosevelt Weltkrieg
Autor*innen
Nicolas Forster
Haupttitel (Deutsch)
Brasilien am Vorabend des Zweiten Weltkrieges
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
460 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Wolfdieter Bihl ,
Gerhard Drekonja
Klassifikation
15 Geschichte > 15.88 Mittelamerika, Südamerika
AC Nummer
AC08075890
Utheses ID
8364
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
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