Detailansicht
Empathie für Schmerz bei MigränepatientInnen und gesunden Personen
Nicole Obereder
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Reinhold Jagsch
DOI
10.25365/thesis.9363
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29668.84217.550755-0
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Unter Empathie wird die Fähigkeit verstanden, die Gedanken, Gefühle und Motive einer anderen Person nachzuempfinden bzw. zu verstehen. Die Beobachtung von Distress bei anderen kann zu empathischen Reaktionen wie empathischer Anteilnahme oder empathischem Distress führen.
Anhand von 111 Migränepatienten, die durchschnittlich an drei Migräneattacken pro Monat leiden, und anhand von 111 gesunden Personen ohne chronische Schmerzen wurde untersucht, ob die persönliche Schmerzerfahrung des Beobachters oder die Perspektiveneinnahme eine Rolle dabei spielt, wie die Schmerzen von anderen wahrgenommen werden. Jedem Studienteilnehmer wurden 24 Videoclips präsentiert, die den Gesichtsausdruck von Personen mit Schmerzen, verursacht durch eine medizinische Behandlung, zeigen. Die Hälfte der Videos wurden mit der Instruktion, sich die Gefühle des Patienten vorzustellen (Fremdperspektive), und die andere Hälfte mit der Anweisung, sich selbst an der Stelle des Patienten vorzustellen (Selbstperspektive), vorgegeben. Die Studienteilnehmer sollten die Intensität der beobachteten Schmerzen bzw. die unangenehmen Gefühle infolge der medizinischen Behandlung und ihre eigenen empathischen Reaktionen (empathische Anteilnahme vs. empathischer Distress) beurteilen. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Migränepatienten und den gesunden Personen gefunden. Beide Gruppen schätzten die unangenehmen Gefühle der beobachteten Personen höher als die Schmerzintensität ein. In der Selbstperspektive fiel die Beurteilung der Schmerzreaktion niedriger aus als in der Fremdperspektive. Die Studienteilnehmer zeigten größere empathische Anteilnahme als empathischen Distress sowohl in der Fremd- als auch in der Selbstperspektive. Beim Vergleich der Perspektiven war der empathische Distress in der Selbstperspektive höher als in der Fremdperspektive. Bei den Migränepatienten wurde in der Selbstperspektive eine signifikante Korrelation zwischen den empathischen Reaktionen und der Beurteilung der unangenehmen Gefühle festgestellt.
Die einzigen Unterschiede zwischen den Migränepatienten und den gesunden Personen wurden bezüglich der dispositionellen Empathie, die anhand des Saarbrücker Persönlichkeits-Fragebogen (SPF) erhoben wurde, gefunden. Die Migränepatienten zeigten größere empathische Anteilnahme und empathischen Distress als die gesunden Personen, wobei letzteres mit der erhöhten Depressivität der Migränepatienten zusammenhängt.
Die Ergebnisse bezüglich der Videobeurteilungen weisen darauf hin, dass Empathie für Schmerz nicht grundlegend durch persönliche Schmerzerfahrungen beeinflusst wird. Weitere Forschung ist erforderlich, um die interindividuellen Unterschiede hinsichtlich Empathie und empathischer Reaktionen zu untersuchen.
Abstract
(Englisch)
Empathy is described as the ability to know and understand the other person‟s thoughts, feelings, and motives. The observation of distress in others can lead to empathic reactions like empathic concern or empathic distress.
Whether the personal pain experience of the observer or the perspective-taking plays a role how the pain of others is perceived, was investigated in 111 migraine patients, who averagely have three migraine attacks per month, and in 111 healthy controls without chronic pain. 24 video clips showing the facial expression of people in pain resulting from medical treatment were presented to each participant. Half of the videos were watched with the instruction to imagine the feelings of the patient ("imagine other") and the other half with the instruction to imagine oneself to be in the patient‟s situation ("imagine self"). The participants had to rate the intensity of the experienced pain and the unpleasant feelings due to medical treatment and their empathic reactions (empathic concern vs. empathic distress). No differences were found between migraine patients and healthy participants. Both groups rated the unpleasant feelings of the observed persons higher than the pain intensity. In the "imagine self" perspective the pain ratings were lower than in the "imagine other" perspective. The participants showed greater empathic concern than empathic distress in the "imagine other" perspective as well as in the "imagine self" perspective. Comparing the perspectives, empathic distress was higher in the "imagine self" perspective than in the "imagine other" perspective. Among the migraine patients, a significant correlation between the empathic reactions and the judgement of the unpleasant feelings was determined in the "imagine self" perspective.
The only differences between migraine patients and healthy participants were found in the dispositional empathy measured by the Saarbrücker Persönlichkeits-Fragebogen (SPF). Migraine patients showed greater empathic concern and empathic distress than healthy participants which is related to the increased depressiveness of migraine patients.
The findings concerning the video ratings support that empathy for pain may not be fundamentally influenced by prior personal pain experience. Further research is needed to explore the interindividual differences in empathy and empathic responses.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
empathy pain perspective-taking empathic reactions empathic concern empathic distress migraine
Schlagwörter
(Deutsch)
Empathie Schmerz Perspektiveneinnahme empathische Reaktionen empathische Anteilnahme empathischer Distress Migräne
Autor*innen
Nicole Obereder
Haupttitel (Deutsch)
Empathie für Schmerz bei MigränepatientInnen und gesunden Personen
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
142 S., [5] Bl.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Reinhold Jagsch
AC Nummer
AC08115642
Utheses ID
8442
Studienkennzahl
UA | 298 | | |