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Irrationalität im Werk von Arnošt Lustig "Molitba pro Kateřinu Horovitzovou"
Marta Holzschuster
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Stefan-Michael Newerkla
DOI
10.25365/thesis.9409
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29659.86689.957863-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Arnošt Lustig machte eine unbekannte „namenlose“ Jüdin imWerk „Modlitba pro Kateˇrinu
Horovitzovou“ zur Heldin von Auschwitz, keineswegs als eine fiktive Anmaßung, die
die Wirklichkeit zu destruieren versucht. Das Werk ist kein Versuch einer nachträglichen
Gutmachung, denn die Dimension der Gerechtigkeit überfordert hier sogar die „Oberste
Ansprechkategorie“, es ist auch kein harmloses Supplement für ein unglaubwürdiges
Ereignis, das sich letztendlich nur als eine Überhöhung eines stereotypen Desiderats
erweist, sondern es ist das Beharren einer nachträglichen Erinnerung an eine junge Jüdin,
die sich dem Entsubjektivierungsprozess im Jahre 1943 widersetzte, was wiederum die
Zeugen nicht nur legitimiert, sondern sie beauftragt, nicht zum Komplizen des Schweigens
und Vergessens zu werden. Diesem „Auftrag“ bringt Lustig Achtung- und Verantwortungsgefühl
entgegen, er geht verpflichtend mittels übermittelten Faktenkonstrukten der
direkten Zeugen des Sonderkommandos hindurch die Aporie der Fremd-Identifizierung
des Anderen durch, wobei das individuell Selbst-Erlittene stets anwesend ist, und ich
behaupte, es ist konstitutiv.
Es ist eine Konzeption der Hoffnung, die die Zukunft impliziert, dem verharmlosenden
Bedrohlichen, dem argumentativ Gefährlichen, dem raffiniert Rhetorisch-Listigen der
bestialischen Machtordnung eine Denkfigur der Auf-, Er-, Klärung und des Einspruchs
dechiffrierend entgegenzusetzen, die sich nicht scheut sich immer wieder im praktischen
aktiven Diskurs zu behaupten.
Auschwitz schließt Sinngebung aus, die Tragik liegt in der totalitären Auslöschung jeglicher
Sinnhaftigkeit, deswegen gibt es keine nachträglich zurückgegebene Identität, diese
würde nur indirekt eine Legitimierung der Zerstörung im Sinne einer möglichen Reparation
bestätigen, was dem Konzept der Verdrängung unterstützend entgegenkäme; es ist
der notwendige Versuch einer Neu-Bestimmung des Anderen mit ethischen Argumenten,
dessen ist sich der Autor bewusst. Gleichzeitig ist es eine Gratwanderung der Literatur,
die die Transformation zwischen dem Realen und dem ästhetisch Nachgeformten vollziehen
muss, in der die Bewahrung des situativen Ereignisses angesichts der vorgegebenen
Dispositive nicht nur herausfordernd, sondern belastend wirkt, denn die notwendigen
fiktiven Elemente entbinden den Autor keineswegs von der Einbeziehung der Kategorie
der Gewissenhaftigkeit.
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Es ist die außerordentliche Größe des Autors – des Zeugen, dass er die eigene Verwundung
und die größte Wunde der Humanität mit der Sprache insoweit versöhnt, dass sie die Autorität
der Ethik des Erinnerns als eine Leitkategorie anerkennt, womit das Undarstellbare
als ein Schleifstein an der Darstellbarkeit schleift und diese so modelliert, dass sie zur
Erkenntnis führt und nicht nur im Mitleid versinkt.
Abstract
(Englisch)
Arnošt Lustig turned a unknown ‘nameless’ Jewess in his novel “A prayer for Katerina
Horovitzova” into the hero of Auschwitz, not as a fictive presumptuousness that destroys
reality, nor as an attempt to reconcile in retrospect what would even stretch the highest
dimension of justice in its category; it is also not a harmless supplement to an unbelievable
incident which turns out to be only an exaggeration of a stereotype suggestion - it is the
perseverance of a memory of a young Jewess who in 1943 fought the process of being no
longer treated or seen as a subject. This process not only legitimised the witnesses not to
become an accomplice in silence and forgetting but made them voice it. Lustig carries out
this mission with respect and responsibility and he crosses the aporia of identifying with
the stranger by providing facts from the very witnesses of the special unit whilst keeping
his self experience is always present; which to me appears as being constitutive. It is a
concept of hope, which implicates the future, opposing the playing down of the threatening,
the argumentative menacing, the cunning rhetorically slyness and the beastly hierarchy
of power. It is a symbol of explanation and enlightenment, opposition, dismantling the
arguments and not shying away from practical and active discussion. Auschwitz excludes
any sense of meaning; the tragedy lies in the extinction of any meaningfulness. Therefore,
there is no restoration of the identity, as this would indirectly confirm the legitimatisation
of the destruction in the sense of a possible reparation, which would support the concept
of repression. It is a necessary attempt to newly define ´”the other” with ethical arguments
and the author is fully aware of it. At the same time it is a balancing out of literature
which has to execute the transformation of real and aesthetical fiction by preserving the
occurrence in the face of the disposition, which is not only challenging but also burdening
as the fictive elements do not relieve the author from the category of responsibility. It is
the outstanding magnanimity of the author – the witness - who reconciles his own injuries
and the largest injury of humanity with the language by accepting the authority of the
memory’s ethic as the main theme. By doing so he uses the indescribable as a grinding
stone for the describable and models it so that it leads to insight and does not to dwell on
empathy.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
fraud self-awareness
Schlagwörter
(Deutsch)
Betrug Widerstand Selbsterkenntnis
Autor*innen
Marta Holzschuster
Haupttitel (Deutsch)
Irrationalität im Werk von Arnošt Lustig "Molitba pro Kateřinu Horovitzovou"
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
319 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Stefan-Michael Newerkla ,
Fedor Poljakov
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.38 Ethik ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.00 Sprach- und Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC08095720
Utheses ID
8482
Studienkennzahl
UA | 092 | 243 | 370 |