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Walking artists
Gehen in den performativen Künsten
Ralph Fischer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Monika Meister
DOI
10.25365/thesis.9625
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29664.66996.908869-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
In den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entdecken die performativen Künste das Gehen. Der Prototyp menschlicher Fortbewegung wird zum Forschungsobjekt experimenteller Ästhetik im Spannungsfeld zwischen Theater, Tanz, Performance Art und Bildender Kunst.
Die spielerische Erforschung des Gehens, das in der Konzeptkunst, etwa von Richard Long und Hamish Fulton, in der Performance Art, von Bruce Nauman, Marina Abramovic, Vito Acconci und Sophie Calle, im Kontext der Situationistischen Internationale und im Postmodern Dance, von Trisha Brown, Yvonne Rainer und Steve Paxton, betrieben wird, bildet den Auftakt zu einer sehr produktiven ästhetisch-performativen Auseinandersetzung, deren Früchte in Kunst und Theater der Gegenwart zu finden sind: Die Walking Performances der britischen Performancegruppen Lone Twin und Wrights & Sites, die subversiven Stadtspaziergänge des belgisch-mexikanischen Künstlers Francis Alÿs, die Crawling Pieces des US-amerikanischen Konzept- und Performancekünstlers William Pope.L und die Audio Walks der kanadischen Konzeptkünstlerin Janet Cardiff beweisen, dass der Akt des Gehens noch immer als Gegenstandsbereich von hoher ästhetischer Produktivität zu erachten ist.
Das Spannungsverhältnis zwischen Subjekt und Raum, Anwesenheit und Abwesenheit, Realität und Virtualität spielt bei zahlreichen Geh-Versuchen und ambulatorischen Performances eine zentrale Rolle. Die Positionierung und Orientierung des Menschen in einer Lebenswirklichkeit, die nicht mehr mit tradierten Raum- und Bildkonzepten adäquat erfasst und beschrieben werden kann, ist das elementare Anliegen pedestrischer Ästhetik und diese Verortung und Neuorientierung erfolgt durch die Besinnung auf den Prototyp menschlicher Fortbewegung, dem Urakt des In-Beziehung- Tretens zur Welt: Dem menschlichen Gang.
In meiner Studie untersuche ich diese ambulatorischen Experimente aus einer theaterwissenschaftlichen und performancetheoretischen Perspektive, wobei ich auch Ansätze aus der Raumtheorie (Michel de Certeau) und der postmodernen Philosophie (Michel Foucault, Gilles Deleuze, Jacques Derrida) in meine Untersuchungen einbeziehe. Gehen als Kunstform begreife ich als Beispiel einer dezidiert postmodernen Ästhetik, einer Ästhetik, die als Reaktion auf die Emergenz einer heterochronischen und heterotopischen Lebenswirklichkeit betrachtet werden muß, in deren komplexen Netzwerken die Kategorien Präsenz und Absenz, Realität und Virtualität permanent miteinander interagieren, interferieren und kollidieren.
Zwischen Aufführungsanalyse und philosophischer Reflexion oszillierend, soll eine ästhetische Logik entfaltet werden, die das Gehen als Dispositiv einer kritisch-subversiven Ästhetik begreift, deren Fokus sowohl auf das programmatische Über-Schreiten traditioneller ästhetischer Konzepte, als auch auf das Destabilisieren der in Körper, Bewegung und Raum eingeschriebenen Machtstrukturen, gerichtet ist.
Abstract
(Englisch)
Beginning in the 1960s, walking emerged as a point of fascination within the discourse of contemporary performative art.
Both visual artists (Richard Long, Hamish Fulton) and many active in theater (Tadashi Suzuki, Samuel Beckett, Trisha Brown) and performance art (Bruce Nauman, Vito Acconci, Marina Abramovic) have begun to explore walking not only as an aesthetic gesture, but also as an artistic practice.
The act of walking offers many possibilities: It can be performed alone or in groups, in nature or in public space. But common to all aesthetic works based on walking is that walking is carried out using the body as the material vehicle for the artistic act. It can be used as an instrument of perception, which allows for the exploration of topographical systems and of relationships between the categories of movement, time, and space.
Walking can also be used as a postmodern counter culture against the basic signature of modernism: The principle of acceleration. For the “Mobilisation of the planet” (Sloterdjik) has set the movements of the human body like walking in a new aesthetic, socio-political and ontological context: Compared to the modern machinery of acceleration the physical locomotion has been perceived as slow. The slowness of physical movements becomes the symbolic center for a postmodern challenging of modern principles: Postmodern performative art is using walking as a kind of kinetic resistance against the culture of speed and as an aesthetic tactic against the alienation between subject and environment.
This project investigates walking as a contemporary performative art practice.
The intention is to define the practice of walking as a field of performative art, to identify key tendencies and themes within this field, to explore the meaning of indexical signs like footsteps and traces in the context of walking art, and to develop a terminology for the description and analysis of performative works within the framework of performance and cultural studies.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Theaterwissenschaft Performancetheorie Gehen als Kunstform
Autor*innen
Ralph Fischer
Haupttitel (Deutsch)
Walking artists
Hauptuntertitel (Deutsch)
Gehen in den performativen Künsten
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
265 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Monika Meister ,
Brigitte Marschall
Klassifikation
24 Theater > 24.03 Theorie und Ästhetik des Theaters
AC Nummer
AC08132204
Utheses ID
8680
Studienkennzahl
UA | 092 | 317 | |
