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Die christliche Initiation als geistliche Hochzeit bei den Kirchenvätern
Luca Oranges
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Marianne Schlosser
DOI
10.25365/thesis.9882
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29580.74018.386960-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die neue Rezeption der patristischen Theologie im Umfeld des II. Vatikanums,
deren wichtige Impulse gleich am Anfang dieser Arbeit in Anspruch genommen
werden, hat die Schätze der patristischen Literatur wieder ans Licht gebracht,
besonders im Bezug auf die christliche Initiation in den ersten Jahrhunderten.
Für die Lehrsynthese, welche das christliche Leben und seine in der christlichen
Initiation gründenden sakramentalen Wurzeln als „geistliche Hochzeit” in der
Geschichte der Theologie der Spiritualität finden konnten, gibt es drei
verschiedene Inspirationselemente. Diese Elemente werden im ersten Teil dieser
Arbeit herausgearbeitet. Unter diesen Elementen waren die biblischen Wurzeln
des Motivs der geistlichen Hochzeit die wichtigste Quelle für den literarischen
Ursprung. Im Alten Testament betrachteten die Propheten den Bund, den JHWH
mit Israel während des Wüstenzuges geschlossen hatte, als Ehebund.
Entsprechend dieser Tradition wurde das Hohelied deshalb im jüdischen
Schriftkanon zugelassen und darin beibehalten, weil man in ihm die
Liebesbeziehung zwischen Israel und seinem Gott ausgedrückt sah.
Im Neuen Testament wird Jesus dann die messianische Zeit als eine Hochzeit
darstellen (vgl. Mt 22,1-14; 25,1-13), und vor allem sich selbst als den Bräutigam
offenbaren (vgl. Mt 9,15; Joh 3,29); hier zeigt sich, wie der Ehebund zwischen
JHWH und seinem Volk in der Person Jesu seine vollkommene Erfüllung findet.
So spricht die Offenbarung von einer endzeitlichen Hochzeit (vgl. Offb 21). Diese
endzeitliche Vermählung hat sich nach dem Neuen Testament in der
Menschwerdung des Logos, in seiner unlösbaren Verbindung mit der
menschlichen Natur bereits vollzogen (vgl. Joh 3, 29); ihre Vollendung findet sie
aber erst bei der Wiederkunft des Bräutigams am Ende der Zeiten, wenn die
Seelen der Gerechten im hochzeitlichen Zuge ihm entgegengehen (Mt 25, 1-3). So
kann der Hl. Paulus von Christus und der Kirche als Bräutigam und Braut
sprechen (vgl. Eph 5).
Das christliche Leben entfaltet im Innern der Seele nichts anderes als das
gesamtkirchliche Mysterium. So erscheint auch der einzelne Gläubige als eine
verkleinerte Kirche, wenn ein Mensch im Geheimnis der verborgenen Einheit die
Sakramente des Heiles empfängt, die von Gott der universalen Kirche anvertraut
worden sind..In der Zeit, die zwischen dem Beginn dieses Bundes und der
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Begegnung in der Parusie liegt, verwirklicht sich der Liebesbund Christi mit der
Kirche gerade im sakramentalen Leben. Die Einweihungstheologie tritt so unter
einen neuen hochzeitlichen Aspekt, der von großer Bedeutung ist. So werden die
Deutung der Sakramente der Initiation und die Auslegung von Bibelstellen
(besonders des Hohenliedes und des Epheserbriefes), die diesen hochzeitlichen
Aspekt hervorheben, von vielen Kirchenvätern eng in Beziehung gebracht.
Das IV. Jahrhundert ist der Kontext, aus dem die in dieser Arbeit behandelten
patristischen Texte stammen. Die Mehrheit dieser Texte stammt aus den Werken
von Ambrosius, Cyrill von Jerusalem, Gregor von Nyssa und Johannes
Chrysostomus, die die christliche Initiation als eine geistliche bzw. mystische
Hochzeit betrachten.
Die nähere Zeit der Vorbereitung zum Empfang der Initiationssakramente, die so
genannte Kompetentenzeit wird wie die Hochzeitsvorbereitungen beschrieben,
wie die Hinführung der Braut zum Bräutigam. Die Taufe ist das Brautbad, das
eine Wiedergeburt bewirkt. Die Firmung erscheint als die Vollendung, die das
Licht des Glaubens mehrt und die Liebeskraft stärkt. Die Eucharistie ist
Hochzeitsmahl und Vermählung mit Christus.
Die Vereinigung mit Christus ist das Ziel des großen Mysteriums Gottes. Das
hochzeitliche Mysterium der Taufe und der Firmung vollzieht sich in der
Eucharistie, in der der Bräutigam der Braut sein Fleisch und Blut schenkt.
In der gesamten Initiation verwirklicht sich das eine hochzeitliche Mysterium.
Weil sich in der Passion Christi die endzeitliche Vermählung des göttlichen
Wortes mit dem neuen Israel, der Kirche vollzog und die christliche Initiation das
Mysterium der Passion fortsetzt, ist sie ein hochzeitliches Mysterium.
Für die Väter handelt sich dabei nicht um eine bloße Analogie. In der christlichen
Initiation geschieht tatsächlich „in mysterio“ eine geistliche Hochzeit.
Die Hochzeitsfeierlichkeiten, die mit der Zeit der Mystagogie verglichen werden,
können aber durch eine Haltung der Umkehr, d. h. der Nüchternheit und der
Wachsamkeit, das ganze Leben dauern.
Durch die Texte, die in dieser Arbeit analysiert werden, lehren uns die
Kirchenväter, dass diese mystische Perspektive der Einigung mit Christus und die
bräutliche Vorstellung des ganzen christlichen Lebens nicht für einige
Privilegierte reserviert sind, sondern dass sie zur eigentlichen christlichen
Erfahrung gehören, die an die Sakramente der Initiation gebunden ist.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
geistliche Hochzeit Initiation christliche Initiation Hohelied Taufe Firmung Eucharistie Kirchenväter Ambrosius Johannes Chrysostomus Cyrill von Jerusalem Gregor von Nyssa Einweihung
Autor*innen
Luca Oranges
Haupttitel (Deutsch)
Die christliche Initiation als geistliche Hochzeit bei den Kirchenvätern
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
140 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Marianne Schlosser
AC Nummer
AC08214147
Utheses ID
8914
Studienkennzahl
UA | 011 | | |