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Die Übertragung der Dioptra ins Slavische
ein Beispiel mittelkirchenslavischer Übersetzungstechnik dargestellt anhand des vierten Buches des Werkes
Juergen Fuchsbauer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Heinz Miklas
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.9921
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29511.98544.369369-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht die sl. Übersetzung der Dioptra anhand des vierten Buches dieses Werks auf der Grundlage vorangehender Untersuchungen zur Überlieferung, die im Rahmen des FWF-Projekts „Die Dioptra des Philippos Monotropos“ durchgeführt wurden. Im ersten Teil werden durch eine kritische gr.-sl. Paralleledition dieses Buches die Voraussetzungen für die weitere, detaillierte Analyse der Wiedergabetechnik geschaffen. Der Edition vorangestellt ist eine Einführung, in der der Text sowie die verwendeten gr. und sl. Zeugen in aller Kürze vorgestellt, die sl. Übersetzung in die gr. Überlieferung eingeordnet und die Editionsprinzipien erörtert werden. Der sl. Text wird nach der mbg. Lemberger Hs. (NB NANU im. Stefanyka MV-418), einem der besten Zeugen, der zudem als einziger in bulgarischer Redaktion vollständig erhalten ist, ediert, der gr. nach jener Hs., die der sl. Übersetzung am nächsten steht (Cod. Vati¬canus gr. 1893). Die Sonder¬fehler dieser beiden Handschriften werden durch Klam¬mern und Kursivdruck gekennzeichnet. Der apparatus criticus zum sl. Text enthält die relevanten Lesarten aller unabhängigen Zeugen, der des gr. Textes die Varianten der Hss. des Überlieferungszweiges Y3, dem die Vorlage der gr. Übersetzung angehört hat. Beiden ist ein weiterer Apparat beigefügt, der die Überarbeitung der ursprünglichen Übersetzung nach einer gr. Vorlage der Fassung X (= Rezension II) veranschaulicht. Eine ebenfalls beigegebene dt. Übersetzung soll vor allem das Verständnis des Textes erleichtern. Wo erforderlich, wurde auch ein knapper Kommentar hinzugefügt. Der zweite Teil dieser Arbeit besteht einerseits aus der systematischen Analyse der Über¬setzung, und andererseits in weiterführenden Untersuchungen, die darauf abzielen, Argu¬mente für die Abfassungszeit und die Zuordnung des Werks zu einem literarischen Zentrum zu finden. Da die Dioptra-Übersetzung von ausgeprägt imitativem Charakter ist, wurden, um eine voll¬stän¬dige, aber zugleich möglichst ökonomische Beschreibung der Wiedergabe¬technik zu erreichen, sämtliche Abweichungen der sl. Übersetzung vom gr. Ausgangstext ermittelt. Diese wurden sodann nach den Unterschieden in der numerischen Äquivalenz und in der Positionierung der lexikalischen Einheiten klassifiziert und soweit wie möglich einer Erklärung zugeführt. Absichtliche Eingriffe in den Text und Fehler wurden identi¬fiziert und einem Verursacher – dem Übersetzer oder einem Kopisten – zugewiesen. Diese Analyse erlaubt einen tieferen Einblick in die Arbeitsweise des Übersetzers. Es zeigte sich unter anderem, dass dieser bemüht war, den Text seiner in stilistischer Hinsicht nicht immer makellosen Vorlage zu verdeutlichen und zu glätten. Darüber hinaus sind vor allem Anpassungen der Wortstellung an das sl. Sprachniveau charakteristisch. Im abschließenden Kapitel wurde versucht, Anhaltspunkte für eine genauere zeitliche und räumliche Einordnung der Dioptra-Übersetzung zu finden und sie der Zuordnung zu einem literarischen Zentrum näherzubringen. Hierzu wurden Vergleiche in drei Bereichen – der Lexik, des Gebrauchs der Klitika und der Wiedergabetechnik – mit je einem zur fraglichen Zeit, der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, übersetzten bzw. redigierten Werk angestellt – mit der mbg. Synaxarion-Übersetzung, den mbg. Psalter-Fassungen und der glücklicher¬weise im Original (Sammelkodex GIM Chludov 237) erhaltenen, von der Gesamtübersetzung unabhängigen Übertragung zweier Anhang¬kapitel der Dioptra. Das Vergleichsmaterial lieferten in den ersten beiden Fällen TASEVAs Studie zu den Synaxarion-Übersetzungen und MACROBERTs Untersuchung der Klitika in den Psalter-Rezensionen, für den dritten Text neben den Editionen von MIKLAS auch das Original einer von ihm ausgesonderten Abschrift im Cod. Vind. sl. 42. So wurde ermittelt, dass die sl. Dioptra in lexikalischer Hinsicht der athonitischen Rezension des Synaxars näher steht als der euthymianischen. Ein deutlicher Unterschied zur Synaxarrezension besteht jedoch darin, dass der Übersetzer des Synaxars, Zakchej „Zagorjanin“ (in jener Zeit etwa gleichbedeutend mit „Bulgare“), morphemgetreue Lehnübersetzungen auch durchaus gebräuchlichen Lehnwörtern vorzog. Was die Klitika angeht, so wurde die Position des reflexiven sę sowie der Gebrauch klitischer und nicht-kliti¬scher Prono¬mina beim Perfekt untersucht. Obgleich die sl. Dioptra in der Über¬setzungs¬¬technik einige auffällige Überein¬stimmungen mit der Rezension IV des Psalters (Norov-Psalter) aufweist, ist vor allem aufgrund von deutlichen Differenzen beim Gebrauch der Pronomina bei Perfektformen ein näherer Zusammenhang zwischen den beiden nicht wahrscheinlich. Der Vergleich mit der im Hesychasten-Zentrum Parorie angefertigten Auszugsübersetzung ergab wiederum so deutliche Unterschiede, dass eine Verbindung zwischen den beiden Übersetzungen ausgeschlossen werden konnte. Bei allen diesen Untersuchungen wurde stets auch methodisch die Zuverlässigkeit der angelegten Kriterien bewertet. Wider Erwarten erwies es sich dabei, dass in der Dioptra-Überlieferung Veränderungen des lexikalischen Materials nicht selten auftreten. Die Klitika sind hingegen ausgesprochen stabil und können somit als zuverlässiges Kriterium gelten. Die aus der Analyse der Übersetzungstechnik gewonnenen Kriterien sind in hohem Maße aussagekräftig, allerdings vor allem dann, wenn, wie im vorliegenden Falle, eine genaue Vergleichbarkeit gegeben ist.
Abstract
(Englisch)
This work analyses the 14th century Slavonic translation of Philippos Monotropos’ didactic poem Dioptra on the basis of its fourth book. It is based on the exploration of the trans¬mission of the poem which was carried out in the course of the ASF-project „The Dioptra of Philippos Monotropos“. The first part of the thesis consists of a critical Greek-Slavonic edition of the fourth book, which serves as the corpus of the subsequent in-depth examination of the translation technique. The edition is preceded by a preface, briefly characterizing the poem as well as the Greek and Slavonic testimonies used. Furthermore, the Slavonic translation is allocated in the transmission of the Greek text and the principles of editing are defined. The Slavonic text is reproduced on the basis of one of its best testimonies, L’viv NB NANU im. Stefanyka MV-418, which is the only Middle Bulgarian, completely preserved manuscript, the Greek text on the basis of cod. Vaticanus gr. 1893, which of all extant Greek manuscripts of the poem is closest related to the lost basis of the Slavonic translation. In the edition, the peculiar mistakes of these manuscripts have been marked (in brackets and italics). The critical apparatus to the Slavonic text contains the relevant readings of all independent testimonies, the apparatus to the Greek text the readings of the manuscripts of the branch which the immediate model of the translation belonged to (Y3). A second apparatus to both the Greek and the Slavonic texts illustrates the revision of the primary translation on the basis of a Greek manuscript of version X (= recension sl.II). Apart from that, a German translation and, where necessary, brief annotations are attached to the edition. The second part of the thesis comprises a systematic examination of the translation and some additional research, aimed at finding arguments to date the translation of the Dioptra more accurately and to ascribe it to a literary centre. Because of the extremely imitative character of this translation, for a concise, and yet exhaustive description the differences between model and translation were recorded, classified according to the criteria of numerical equivalence and word order, and – as far as possible – explained. Deliberate modifications were identified, as well as translation mistakes and scribal errors. This analysis provides a thorough insight into the translator’s working methods. Apparently, he was inclined to clarify the structure of the text, and to slightly amend it stylistically. Apart from that, adaptations in word ordering are most characteristic. In the last chapter, evidence for a more accurate allocation of the translation was sought. For this purpose, the Dioptra was compared with other works that were translated or revised at roughly the same time (the second quarter of the 14th century) from three perspectives: lexical items, the ordering of clitics, and translational technique as such. For the first, TASEVA’s study on the translations of the Synaxarion was used. The second comparison is based on MACROBERT’s study on the Treatment of Clitics in the recensions of the Psalter. Finally, the translation technique of the Slavonic Dioptra was contrasted with the translation of two extracts of the Dioptra (the original of which is fortunately preserved in the miscellany GIM Chludov 237), which does not depend on the translation of the whole poem. For the examination of these chapters the editions of MIKLAS and a copy in cod. Vind. sl. 42 that was identified by him were used. In regard to lexics, the Dioptra resembles rather the Athonite recension of the Synaxarion than the Euthymian one. Yet, there is a striking difference: Unlike the translator of the Dioptra, Zakchej “Zagorjanin” (which meant “Bulgarian” at that time), who translated the Synaxarion, strictly avoided lexical borrowings, preferring calques instead. As to the use of clitics, the positioning of the reflexive sę and the distribution of clitic and non-clitic pronouns in connection with verbs in perfect tense were examined. Despite some remarkable analogies in the translation technique of the Dioptra and recension IV of the Psalter (the Norov Psalter), a connection between both is unlikely because of distinct differences in the usage of clitics in perfect tense. Concerning translation technique, the partial translation of cod. Chludov 237, which originates from the hesychast centre of Parorie, differs to such an extent from the trans¬lation of the whole poem, that any interrelation can be excluded. In the course of these analyses also the usability of the applied criteria was evaluated methodically. Against expec¬tation, lexical alteration occurs frequently in the transmission of the Slavonic Dioptra. The positioning of clitics in turn proved to be fairly stable; thus, the analysis of clitics can be expected to give credible results in other cases as well. If comparability is granted, trans¬lation technique itself is, of course, most significant, as was proved by the comparison of the two appendical chapters of the Dioptra in both translations.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Dioptra Translation
Schlagwörter
(Deutsch)
Dioptra Übersetzung
Autor*innen
Juergen Fuchsbauer
Haupttitel (Deutsch)
Die Übertragung der Dioptra ins Slavische
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein Beispiel mittelkirchenslavischer Übersetzungstechnik dargestellt anhand des vierten Buches des Werkes
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
XXXV, 325 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Heinz Miklas ,
Wolfram Hörandner
Klassifikation
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.50 Slawische Sprachen und Literaturen: Allgemeines
AC Nummer
AC08133794
Utheses ID
8950
Studienkennzahl
UA | 092 | 372 | |
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