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Italienisches in der Walsermundart Bosco Gurins
Julia Haldemann
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Franz Patocka
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.9998
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29832.16302.964464-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die These dieser Diplomarbeit ist es, dass der Sprachkontakt des Walser Sprachinseldialekts Bosco Gurin mit der italienischen Umgebungssprache zu Interferenzen im Sprachsystem geführt hat. Als Interferenz bezeichne ich den Einfluss eines Sprachsystems auf ein anderes, das mit diesem im Kontakt steht. Die Sprachinsel Bosco Gurin ist im 13. Jahrhundert von alemannischen Siedlerinnen und Siedlern gegründet worden, welche im Zuge der Walserwanderungen aus dem Oberwallis auswanderten und entlegene Bergregionen südlich und nördlich der Alpen besiedelten. Der Walserdialekt Bosco Gurins steht somit seit Jahrhunderten im Kontakt mit dem italienischen Standard und der Tessiner Mundart – letztere gehört dem lombardischen Dialektverbund an. Aus einer umfassenden Analyse des Sprachsystems ergibt sich, dass der Grund für Wortentlehnungen im historischen und politischen Kontext zu suchen sind: die vielen Entlehnungen in der Behörden- und Schulsprache resultieren etwa daraus, dass die einzige Amtssprache im Kanton Tessin das Italienische ist. Im Weiteren konnte sich hier, abgetrennt vom deutschen Sprachraum, auch Archaisches erhalten, etwa im Wortgut oder im umfassenden Gebrauch der Genitivformen. Die Walser Mundarten gehören dem südalemannischen Dialektverbund an und weisen viele höchstalemannische Kriterien vor. Typische Strukturen des höchstalemannischen Dialektverbunds gehören zur sog. Romania Submersa, etwa die Palatalisierung, die Passivumschreibung mit "kommen" anstatt "werden", die Stellungssyntax des mehrteiligen Prädikats im konjunktional eingeleiteten Nebensatz und die Flektiertheit des prädikativen Adjektivs. Manches, das typisch für das Höchstalemannische ist, zeigt eine stärkere Ausprägung in den südlichen Walserkolonien und somit auch in Bosco Gurin. Es ist anzunehmen, dass die Sprachkontaktsituation dazu beigetragen hat, sowohl die Romania Submersa als auch Archaisches zu erhalten oder auch zu verstärken. Dies gilt beispielsweise für die Erhaltung der ursprünglichen Endsilbenvokale und die weitverbreitete Verwendung der Diminutivsuffixe "-ti", "-tli", "-elti". In manchen Bereichen des Sprachsystems zeigen sich in Bosco Gurin eigenständige Entwicklungen, die sich auch in anderen südlichen Walsersprachinseln wiederfinden; z.B. die Grammatikalisierung des enklitischen Subjektpronomen und die pronominale Subjektverdoppelung. Hierzu hat der Sprachkontakt zum Italienischen beigetragen. Eine Interferenz der italienischsprachigen Umgebungssprache zeigt sich zudem in mittels Adverbien eingeleiteten Hauptsätzen und im Gebrauch der Präpositionen nach Italienischem Muster. Diese Diplomarbeit beinhaltet somit eine umfassende Analyse des Sprachsystems des Basismundart Bosco Gurins und dessen Analyse unter der Perspektive der Sprachkontakt- und der Sprachinselforschung unter Berücksichtigung der Besiedlungs- und Forschungsgeschichte sowie der geopolitischen Situation.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Walser Sprachinsel Dialekt Sprachkontakt Interferenz
Autor*innen
Julia Haldemann
Haupttitel (Deutsch)
Italienisches in der Walsermundart Bosco Gurins
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
92 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Franz Patocka
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.18 Dialektologie
AC Nummer
AC08142411
Utheses ID
9022
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 299 |
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