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Julio Cortázar: un escritor sistémico
Michela Sopranzi
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Kathrin Sartingen
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29777.56873.255455-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Julio Cortázar ist einer der charakterischtischten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, und einer der Vorläufer der zeitgenössischen Literatur. In den meisten seiner literarischen Werke präsentiert der Argentinische Schriftsteller einen neuen Realitätsbegriff: einerseits spiegelt er in der formellen Struktur seiner Kurzgeschichten und in seinem Roman Rayuela die homöostatische Natur und rekursive Tendenz der Wirklichkeit wider; andererseits setzt Cortázar in seinen Kurzgeschichten die (für die heutige menschliche Erfahrung typische) Empfindung erzwungenen Fremdseins so ein, dass sie die menschliche Entfremdung von der empirischen Realität als Instrument psychologischer Veränderung widerspiegeln. Das Wichtigste in Cortázars literarischem Schaffen sind zwischenmenschliche Beziehungen, da diese das Fundament menschlicher Realität darstellen. Unter Verwendung des literarischen Prozesses verbindet er äußere Realität (die materielle Welt) mit der inneren menschlichen Realität (die er sowohl in seinen Kurzgeschichten als auch in Rayuela tiefgründig analysiert), sodass jede der beiden als Funktion der anderen dienen kann. Julio Cortázar bricht auf einzigartige Weise die Regeln des traditionellen Geschichtenerzählens, indem er in seinen Werken nicht die lineare Beschreibung verwendet, um die Realität zu analysieren oder die Protagonisten vorzustellen. In der Tat sind in den meisten von Cortázars Kurzgeschichten Anfang und Ende „geschlossen”, d.h. der erste Satz ist dem letzten entweder gleich oder sehr ähnlich. Rayuela kann auch strukturell und psychologisch auf mehrere unterschiedliche Weisen gelesen und interpretiert werden, weil der Leser die Reihenfolge der Kapitel frei wählen und potentiell innerhalb des Romanes so viele Romane schaffen kann, wie er möchte. Ziel dieser Dissertation ist zu zeigen, wie alle Hauptprinzipien systemischer psycho-
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logischer Theorie (die großteils zu jener Zeit entwickelt wurde, in der Cortázar die meisten seiner Bücher schrieb) auf die Werke dieses außergewöhnlichen Schriftstellers angewendet und in ihnen erkannt werden können; der literarische und philosophische Schwerpunkt seiner Kurzgeschichten liegt immer im Verhältnis zwischen Struktur und Inhalt, in Rayuela liegt er im Verhältnis zwischen den Protagonisten und den verschie-denen Kapiteln des Romans. Indem er das austauschbare Verhältnis zwischen dem Fan-tastischen und dem Realistischen ausnützt, kann Cortázar seinem Roman und seinen Kurzgeschichten eine zirkuläre und systemische Struktur verleihen, die die eigentliche Natur und Essenz der Wirklichkeit abbildet: eine Mischung aus konkreten und einge-bildeten Erfahrungen, wie sie im menschlichen Geist vorkommen. In Cortázars Werken ist die Wirklichkeit selbst eine rekursive und „geschlossene” Dimension, die paradoxer-weise gleichzeitig auch für verschiedene Möglichkeiten offen ist. Es liegt in der eigenen Verantwortung des Lesers, für sich selbst die beste Interpretation auszuwählen, ebenso wie es die Aufgabe des Lesers ist, den Anfang, das Ende und in gewissen Fällen auch den Inhalt der Geschichte von Cortázar auszuwählen, die er oder sie gerade liest.
Abstract
(Englisch)
Julio Cortázar is one of the most representative writers of the 20th century, and one of the precursors of contemporary literature. In most of his literary works, the Argentinian writer presents a new notion about reality: on the one hand, he reflects reality’s homeostatic nature and recursive tendency in the formal structure of his short stories and in his novel Rayuela. On the other hand, Cortázar uses the sensation-- typical to contemporary human experience-- of forced estrangement in his short stories, so that these reflect human alienation from empirical reality as an instrument of psychological change. What is most important in Cortázar’s literary production is human relationships, as they are the fundamental basis of human reality. Using the literary process, he connects external reality (the tangible world) with internal human reality (which he analyzes deeply both in his short stories and in Rayuela), so that each of them can work as a function of the other. Julio Cortázar breaks the rules of traditional story-telling in a unique way, since in his works he does not use linear description to analyze reality or present the characters. As a matter of fact, most of Cortázar’s short stories have a “closed” beginning and end, i.e. the first sentence is either identical or very similar to the last one. Rayuela can also be read and interpreted in several different ways structurally and psychologically, since the reader is free to choose the order of the chapters and can potentially create as many novels within the novel as he wants. The goal of this dissertation is to demonstrate how all the main principles of the systemic psychological theory (which was mainly developed during the years Cortázar published most of his books) can be easily applied to and recognized in the works of this exceptional writer; his literary and philosophical focus is always on the relationship between structure and content in his short stories, and on the relationship between the characters and the different chapters of the novel in Rayuela. Using the interchangeable relationship between the fantastic and the realistic, Cortázar is able to give his novel and short stories a circular and systemic structure which reflects the very nature and essence of reality: a mixture of concrete and imaginary experiences which coexist in the human mind. In Cortazar's works, reality itself is a recursive and “closed” dimension, which, at the same time, is also paradoxically open to different possibilities. It is the reader's own responsibility to choose the best interpretation for himself, just as it is the reader's job to pick the beginning, the end and, in certain cases, also the content of the Cortázar’s story they read.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Julio Cortázar systemic theory
Schlagwörter
(Deutsch)
Julio Cortázar systemische Theorie
Autor*innen
Michela Sopranzi
Haupttitel (Spanisch)
Julio Cortázar: un escritor sistémico
Paralleltitel (Deutsch)
Julio Cortázar: ein systemischer Schriftsteller
Paralleltitel (Englisch)
Julio Cortázar: a systemic writer
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
302 S.
Sprache
Spanisch
Beurteiler*innen
Kathrin Sartingen ,
Peter Cichon
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.10 Sprache in Beziehung zu anderen Bereichen der Wissenschaft und Kultur
AC Nummer
AC08229574
Utheses ID
9186
Studienkennzahl
UA | 092 | 236 | 352 |
