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Parlez-vous inuktitut?
droits linguistiques des Inuit au Québec
Verena Hofstätter
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Robert Tanzmeister
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.10173
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13934.38250.163761-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Medienlandschaft zum Thema sprachliche Diversität zeichnet sich seit etwas mehr als einem Jahrzehnt durch die panische Aneinanderreihung verschiedener Floskeln wie etwa „am Ende dieses Jahrhunderts“, „sind dem Tode geweiht“, „viele Linguisten sind der Meinung“ und deren unzählige Ableitungen aus. Wir werden überflutet mit Weltkarten, die sich hinter als Prozentsätze und Statistiken getarnten Grabsteinen verstecken, während UNESCO und Co. schon seit langem das Zepter in die Hand genommen haben und uns erklären, warum so unzählbar viele Sprachen „zum Tode gefährdet“ sind, mit welchen Mitteln wir diesen Verlust verhindern können und warum wir die Vielfalt überhaupt erst erhalten sollten. Nun scheint es äußerst logisch, ein wissenschaftliches Fachwissen aufzurufen, vor allem jenes der Sprachwissenschaft, allein schon deshalb, um dieses verstörende Bild einer globalen „Krise“ noch zu festigen. Was die verschreckte Journalistin jedoch passenderweise vergisst hinzuzufügen, ist, dass sie - ebenso wie wir im Übrigen - nicht die leiseste Ahnung davon hat, womit wir es hier eigentlich zu tun haben! Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Problematik bedrohter Sprachen unter dem Gesichtspunkt der Sprachenrechte und dem Platz, die der Rechtsstaat den Sprachen, die er beherbergt, zugesteht. Dazu beschreibe ich die Rolle der Sprache in der Identitätskonstruktion der Inuit in Nunavik (Québec, Kanada), welche die Evolution ihrer ethno-territorialen Bewegung im Osten der kanadischen Arktis nun schon seit den 1970er Jahren nährt. Eine Analyse des juristisch-politischen Kontexts des québecer Staats ermöglicht anschließend die Herauslösung der Eckpfeiler seiner Sprachenpolitik im Allgemeinen, und schließlich jener im Hinblick auf die autochthone Bevölkerung, im Besonderen auf die Inuit. Eine Beschäftigung mit der sozioökonomischen Situation der Inuit in Nunavik wirft ein neues Licht auf die interethnischen Beziehungen in der Provinz. In diesem Zusammenhang ist eine Diskussion der Verbindung zwischen Sprache, Identität und Nation notwendig, um einerseits die Grundlagen der québecer nationalen Bewegung, und andererseits die mobilisierende Kraft des Inuktitut in jener der Inuit zu verstehen. Die Bezugnahme auf die speziellen historischen und politischen Faktoren der sozialen Realität in der arktischen Region Québecs enthüllt die hybride und komplexe Natur der Sprache an sich und die Schwierigkeiten einer autochthonen Sprache im Speziellen, sich in das juristische System Québecs einzugliedern. Schlussendlich wird die Untersuchung der Sprachenrechte der Inuit in Québec durch einen kurzen Vergleich mit den politischen und rechtlich-identitären Herausforderungen, die sich ihren Brüdern und Schwestern westlich der Hudsonbucht stellen, ergänzt. Jene befinden sich ebenfalls in einer Phase weitreichender Forderungen nach einem größeren politischen Gewicht in der kanadischen Föderation und der Entfaltung ihrer Sprache in ihrer neuen Heimat, Nunavut. Die linguistischen Strategien, die sich im kanadischen Grand Nord durchgesetzt haben, weisen darauf hin, dass wir der Frage nach dem Erhalt der sprachlichen Diversität unserer Erde möglicherweise aus einem weniger emotiven Blickwinkel nachgehen sollten. Und ist dennoch ein moralischer Anstoß nötig, um in der Vielfalt eine Ressource zu sehen anstelle einer Sorgenquelle, sollten zumindest die Prioritäten richtig gesetzt werden. In dem Moment, in dem wir erkennen, dass die Sprache untrennbar vom Menschen ist, nämlich, dass wir, wenn wir ihren „Tod“ feststellen, eigentlich den Tod ihres letzten Sprechers meinen, müssen wir eine flexiblere Sprachideologie annehmen, die der Unzahl an Rollen, die die Sprache in der Gesellschaft einnimmt, auch gerecht werden kann. Im Moment, in dem wir erkennen, dass die Dringlichkeit, die der Sprachtod schürt, nicht notwendigerweise jene ist, den sterbenden Sprachen zur Hilfe zu eilen, um dadurch die sprachliche Diversität zu „retten“, sondern vielmehr jene, die Einzigartigkeiten schätzen zu lernen, die sie ausmachen, um uns von dem, was die Sprecher dieser Sprache uns lehren, inspirieren zu lassen, wenden wir uns schließlich dem zu, was sich im Herzen all unseres Strebens befinden sollte, da am Ende eines jeden Tages nichts für unser Überleben wichtiger ist - nämlich das friedliche Zusammenleben der Völker unserer Welt.
Abstract
(Englisch)
During the past decade or so, the mainstream media features a frantic concatenation of set phrases like “by the end of the century”, “are destined for death”, “many linguists think” and their innumerable derivations to characterize their view on language diversity. We are getting swamped by world maps, which are plastered with percentages and statistical profiles disguised as gravestones, while UNESCO and co. took the matter in their own hands a long time ago and teach us why there are so many endangered languages in the world, how we can prevent this loss and for what reason we should be fighting for the survival of diversity in the first place. We would think of it as quite reasonable to invoke, at this point, a certain amount of scientific know-how, especially linguistic expertise; if only to consolidate this disturbing image of a global “crisis”. But the tremulous newswoman isn’t telling us the whole truth, since she is conveniently forgetting to mention that she – as do we, by the way – doesn’t know what we are dealing with at all! The aim of this work is to discuss the issue of language endangerment having regards to language rights and the place the constitutional state concedes to the languages it shelters. To do so, I will be describing the role of the language in the identity construction of the Inuit in Nunavik (Québec, Canada), which has been nourishing their ethno-territorial movement in the Eastern Canadian Arctic since the 1970s. Furthermore, the analysis of the legal-political context of the Quebecker State will allow uncovering the cornerstones of its language politics in general, and regarding its indigenous population, especially Inuit, in particular. The preoccupation with the socioeconomic situation of the Inuit in Nunavik will shed a new light on interethnic relationships in the province. In this context, a discussion on the connection between language, identity and nation will be necessary, in order to fully understand the foundation of the Quebecker nationalist movement, on the one hand, and the mobilizing force of Inuktitut in the one of the Inuit, on the other. With reference to the special historical and political factors of the social reality of Arctic Quebec, this will disclose the hybrid and complex nature of language per se and the difficulties of an indigenous language in particular to integrate into the legal system of Quebec. Finally, the examination of Inuit language rights in Quebec will be followed by a short comparison to the politica, legal and identity related challenges in the homeland of their brothers and sisters west of Hudson Bay, who also engage in a process of extensive claims of greater political power in the Canadian Federation and the development of their language in their new home territory, Nunavut. The linguistic strategies that have become widely accepted in the Canadian Great North, indicate that we should probably approach the question of linguistic diversity in a less emotive way. Now, we often need a moral push to perceive diversity as a resource instead of a source of worries, but then, we should make sure not to misplace our priorities at least. When we recognize that language is inseparable of the human being, that, if we witness its death, what we are actually witnessing is the death of its last speaker, we need to adopt a more flexible language ideology, which does justice to the countless roles of language in society. When we recognize that the pressure that has been stoked by language death, is not necessarily to render every assistance to those dying languages just to “save” language diversity, but rather to value the uniqueness which constitute it for to let what the speakers of these languages have to teach us be our inspiration, we finally will turn to what should be at the heart of our aspirations, since, at the end of every day, there is nothing more important for our survival: the peaceful coexistence of the peoples in this world.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
language politics language rights language minorities
Schlagwörter
(Deutsch)
Sprachenpolitik Sprachenrechte sprachliche Minderheiten
Autor*innen
Verena Hofstätter
Haupttitel ()
Parlez-vous inuktitut?
Hauptuntertitel ()
droits linguistiques des Inuit au Québec
Paralleltitel (Deutsch)
Sprechen Sie Inuktitut? ; Sprachenrechte der Inuit in Québec
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
178 S. : Kt.
Sprache
Beurteiler*in
Robert Tanzmeister
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.20 Soziolinguistik: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.22 Sprachlenkung, Sprachpolitik ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.23 Mehrsprachigkeit ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.28 Ethnolinguistik
AC Nummer
AC08165060
Utheses ID
9192
Studienkennzahl
UA | 236 | 346 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1