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Tödliche Pflege im Nationalsozialismus
von der rassenhygienischen Utopie zur systematischen Tötung Kranker und Behinderter
Florian Rafetseder
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ferdinand Holub
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.10371
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29630.53791.961863-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Über die Beteiligung der Pflege an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Nationalsozialismus ist bis dato relativ wenig bekannt. Eine gründliche Aufarbeitung ihrer Vergangenheit kann der Pflege bei der Etablierung als eigenständige Disziplin hilfreich sein. Ziel der Arbeit: Eine umfassende Darstellung der Pflege im NS, von der Entstehung der ideologischen Grundlage der NS-„Euthanasie“-Aktionen über die Ausbildung der Pflegekräfte im Dritten Reich bis zu den Formen der Beteiligung von Pflegepersonen an den Krankenmorden. Außerdem die Klärung der Frage, aus welchen Gründen Pflegekräfte an den „Euthanasie“-Verbrechen mitgewirkt hatten. Methodik: Literaturrecherche zu den Themen „Pflege im NS“ und „Euthanasie im NS“. Ergebnisse: Pflegekräfte beteiligten sich an allen Phasen der „Euthanasie“-Aktionen beteiligt: Sie verrichteten Vor-, Zu- und Nacharbeiten, beschimpften, bzw. quälten die Pfleglinge, wendeten Gewalt an und mordeten durch die Gabe von überdosierten Medikamente sowie mittels Nahrungsentzug. Die Pflegekräfte waren autoritätshörig, kritikunfähig, ohne Zivilcourage und töteten entweder aus, Pflichtbewusstsein, Angst vor Konsequenzen bei Befehlsverweigerung, rassenhygienischen Überzeugungen, dem Glauben an eine gesetzliche Grundlage, oder Mitleid. Die „Euthanasie“-Täter waren „normale“ Menschen aus meistens kleinbürgerlichen Verhältnissen. Eine Dienstverweigerung wäre möglich gewesen, kam jedoch ebenso wie aktiver Widerstand kaum vor. Die vor Gericht gestellten Pflegekräfte zeigten bis auf einzelne Ausnahmen keine Reue. Resümee: Pflegekräfte, die sich an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligten, stellten keine Opfer des NS-Regimes sondern Täter dar. Implikationen für die Gegenwart: Selbstverantwortliches, eigenständiges und zivilcouragiertes Verhalten sollten in der heutigen Pflegepraxis gefördert, starre hierarchische Strukturen abgebaut werden. Der allgemeine Bildungsgrad der Pflegekräfte sollte auf eine universitäre Ebene angehoben und eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema NS-„Euthanasie“ in den Lehrplan von Krankenpflegeschulen integriert werden.
Abstract
(Englisch)
The participation of nurses in crimes against humanity in the National Socialist Era is still a relatively unexplored issue. Coming to terms with its past could mean an important step towards becoming a self-contained scientific discipline for the nursing profession. Objective: Giving a comprehensive overview of nursing in the times of National Socialism, including the genesis of the ideological background of the “Euthanasia”, the schooling of nurses in the Third Reich and the varieties of nurses’ participation in the murder of patients. Settling the question what motives caregivers had to participate in the “Euthanasia”-Program. Method: Literature research. Findings: Caregivers participated in every phase of the „Euthanasia“-Program. They helped to organize the murders, tortured, and verbally harassed the patients. They resorted to violence and murdered with overdosed medicine and the deprivation of food. The nurses were slavishly following authority, unable to criticize their superiors, and they lacked moral courage. There were many different motivations: their sense of duty, the fear of consequences for refusing to obey orders, racial hygienic convictions, the belief in a legal basis, or out of mercy. Those who participated in the “Euthanasia”-Program were “ordinary” people coming from a lower middleclass background. The refusal to obey orders seemed to be possible, but, just as with active resistance, happened very rarely. The majority of caregivers who were put on trial didn’t show remorse. Discussion: Nurses, who participated in crimes against humanity, weren’t victims of the National Socialistic Regime, but perpetrators. Implications for the presence: Self-dependence, self-reliance and moral courage should be promoted in the nursing practice; rigid hierarchical structures should be reduced. The general education level of nurses should be raised to an academic standard and the subject of “Euthanasia” in the Third Reich should be integrated in the curriculums of every nursing school.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
nursing national socialism racial hygiene eugenic Euthanasia action-"T4"
Schlagwörter
(Deutsch)
Pflege Nationalsozialismus Rassenhygiene Eugenik Euthanasie Aktion-"T4"
Autor*innen
Florian Rafetseder
Haupttitel (Deutsch)
Tödliche Pflege im Nationalsozialismus
Hauptuntertitel (Deutsch)
von der rassenhygienischen Utopie zur systematischen Tötung Kranker und Behinderter
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
153 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ferdinand Holub
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges
AC Nummer
AC08258443
Utheses ID
9369
Studienkennzahl
UA | 057 | 122 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1