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Der Reformvertrag von Lissabon
ein Schritt zur Bewältigung der Europäischen Vertrauenskrise?
Wolfgang Heissenberger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Peter Gerlich
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.10592
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29475.16609.363069-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Politik im Allgemeinen und die Europäische Union im Besonderen befinden sich seit geraumer Zeit in einer Vertrauenskrise. Bereits vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2009 wurde der Politik und insbesondere der Europäischen Union nicht mehr die Fähigkeit zur Steuerung des gesellschaftlichen Lebens zuerkannt. Dementsprechend lässt sich die Tendenz zur Abkehr von politischen Institutionen erkennen. Dies betrifft vor allem die Europäische Union, welche von ihren Anfängen ein Projekt der Eliten Europas war und dessen Verwurzelung in der Bevölkerung nie besonders stark gewesen ist. Diesem Phänomen des Vertrauensverlustes der Unionsbürger in die Europäische Union widmet sich diese Arbeit. Der seit dem 1. Dezember 2009 in Geltung stehenden Vertrag von Lissabon sollte nicht nur die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union bewahren, sondern ebenso die Union wieder näher an ihre Bürger heranbringen. Zu diesem Zweck wurden einerseits bestehende Institutionen gestärkt und andererseits dem Vertragswerk der Europäischen Union bislang unbekannte Instrumente eingefügt. Damit ist zunächst gemeint, dass die Erweiterung der Kompetenzen des Europäischen Parlaments weiter vorangetrieben wurde. Neben dieser seit Bestehen des Europäischen Parlaments beobachtbaren kontinuierlichen Entwicklung, wurden auch neue Wege beschritten. Durch Verankerung eines Europäischen Bürgerbegehrens im Primärrecht der Union existiert nun erstmals ein direktdemokratisches Element auf supranationaler Ebene. Darüber hinaus wurden den nationalen Parlamenten bisher nicht zustehende Kontrollbefugnisse im Hinblick auf die Einhaltung der Prinzipien der Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit gewährt. Die Principal-agent-Theorie geht von der Übertragung bestimmter Aufgaben von einem Prinzipal an einen Agent aus und beschäftigt sich mit der damit verbundenen Schwierigkeit der Sicherstellung der verantwortungsvollen Aufgabenerfüllung durch den Agenten. Dabei wird das Instrument des Vertrages als Mittel zur Angleichung der grundsätzlich unterschiedlichen Interessen dieser Akteure verwendet. Die Principal-agent-Theorie stammt ursprünglich aus den Wirtschaftswissenschaften und hat die 130 Optimierung des Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum Gegenstand. Ihr Anwendungsbereich wird jedoch im Zuge der gegenständlichen Arbeit erweitert. Dies ist deshalb möglich, da sich die Grundannahmen dieser Theorie, wie auch die zur Überwindung des Problems verwendeten Werkzeuge, in der politischen Wirklichkeit ebenso wiederfinden. Das eigentlich aus den Rechts-wissenschaften stammende Instrument des Vertrages, hat jedoch auch Eingang in die Politikwissenschaft gefunden. So führten Staatsphilosophen der Neuzeit wie Jean-Jacques Rosseau, Thomas Hobbes oder John Locke die Gründung neuzeitlicher Territorialstaaten auf den Abschluss eines (imaginären) Gesell-schaftsvertrages zwischen den Menschen und einem Herrscher zurück. Somit lässt sich unter Zuhilfenahme der Konstruktion des Gesellschaftsvertrages die Principal-agent-Theorie auch in ihren Lösungsmöglichkeiten auf demokratische Re-präsentationsverhältnisse übertragen. Dabei wird der besondere Charakter der Europäischen Union jedoch nicht unberücksichtigt bleiben und auf die Schwierig-keiten von Mehrebenenpolitik ebenso eingegangen. Stets spielt dabei die Komponente des Vertrauens eine entscheidende Rolle und bildet die allesumschließende Klammer meiner Arbeit.
Abstract
(Englisch)
The politics and the European Union are currently in a crisis of trust. Even before the global financial crisis revealed in 2009, people started to deny the politics and especially the European Union the capability to govern the society. Correspondingly a tendency of renunciation of political institutions can be recognized. The European Union is a project of the European elites and is concerned with this phenomenon since its foundation. This thesis focuses on the phenomenon of loss of trust of the European citizens in the European Union. The main goals of the Lisbon Treaty, which is valid since 1st of December 2009, are to improve the European Union’s capacity to act and to reduce the gap between the Union and their citizens. Therefore the Lisbon Treaty strengthens the already existing institutions and creates new, so far unknown, instruments. The broadening of the competences of the European Parliament is pushed, which can be noticed since the establishment of the European Parliament. As the European petition was anchored in the Lisbon Treaty, there exists an element of direct democracy on a supranational level for the first time ever. Beyond that, the national parliaments gained new supervisory power concerning the compliance with the Principle of subsidiarity and proportionality by the treaty of Lisbon. This thesis deals with the examination by utilizing the Principal-agent-theory. For this reason I am broadening the field of application of the Principal-agent-theory to make it useful for the purposes of political science. This is possible, because the political reality reflects not only the basic assumptions of this theory, but also the means, which are used to conquer this challenge. The Principal-agent-theory is based on the assumption, that there is a delegation of certain tasks from the principal to the agent and deals with the coherent problem of the seizure of a responsible task fulfilment through the agent. Therefore the contract is used as an instrument to adjust the fundamentally different interests of both. The origin of this tool could be found in the jurisprudence, but nevertheless it found entry in the field of political science long ago. The political philosophers of the modern history, like Jean-Jacques Rousseau, Thomas Hobbes or John Locke saw the reason for the foundation of classic territorial state in the settlement of an (imaginary) social contract between the emperor and the people. The Principal-agent-theory could be transmitted, even with its suggested 132 solutions, to democratic institutions with the aid of the concept of the social contract. In doing so the European Union and its special (supranational) character and the difficulties of multi-level policy are also taken into account. The component of trust always plays a decisive role and is supposed to be the central thread of this dissertation.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
European Union Lisbon Treaty trust
Schlagwörter
(Deutsch)
Europäische Union Vertrag von Lissabon Vertrauen
Autor*innen
Wolfgang Heissenberger
Haupttitel (Deutsch)
Der Reformvertrag von Lissabon
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein Schritt zur Bewältigung der Europäischen Vertrauenskrise?
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
133 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Peter Gerlich
Klassifikationen
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie ,
89 Politologie > 89.31 Staatslehre ,
89 Politologie > 89.42 Staat und Bürger ,
89 Politologie > 89.54 Politischer Einfluss ,
89 Politologie > 89.57 Politische Beteiligung ,
89 Politologie > 89.73 Europapolitik, Europäische Union
AC Nummer
AC08286693
Utheses ID
9564
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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