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Der gewerbliche private Arbeitsvermittlungsvertrag zwischen dem gewerblichen privaten Arbeitsvermittler und dem Arbeitgeber im österreichischen und deutschen Recht
Silvio Döring
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfgang Mazal
DOI
10.25365/thesis.10679
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30483.99120.599753-7
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit betrachtet das Vertragsverhältnis zwischen gewerblichen, privaten Arbeitsvermittlern und Arbeitgebern im österreichischen und deutschen Recht aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
In einem rechtshistorischen Teil wird zunächst die Entwicklung in beiden Ländern von einer weitgehenden Freizügigkeit gewerblicher privater Arbeitsvermittlung Ende des 19. Jahrhunderts bis zu deren schrittweisem Verbot und dem parallelen Entstehen der staatlichen Arbeitsvermittlungsstrukturen zu Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts untersucht. Dem folgt eine Analyse der gesellschaftspolitischen, juristischen und europarechtlichen Kritik am Monopol der staatlichen Arbeitsvermittlung Ende des 20. Jahrhunderts, die letztlich zum Ende der staatlichen Arbeitsvermittlungsmonopole und zur erneuten Zulassung gewerblicher, privater Arbeitsvermittlung führte.
Nach der Begriffsdefinition gewerblicher, privater Arbeitsvermittlung wird im folgenden das rechtliche Wesen des Vertragsverhältnisses zwischen gewerblichen, privaten Arbeitsvermittlern und Arbeitgebern untersucht und dieses im Ergebnis sowohl in Österreich wie auch in Deutschland dem Maklerrecht zugeordnet.
Einen Schwerpunkt der Arbeit bildet die Abgrenzung zwischen gewerblicher, privater Arbeitsvermittlung und Arbeitskräfteüberlassung (in Deutschland als Arbeitnehmerüberlassung bezeichnet). Bereits mit der Neuzulassung gewerblicher, privater Arbeitsvermittlung in Deutschland 1994 und sowie mit einer Gesetzesänderung in Österreich 2002 können beide Gewerbe durch einen Vermittler bzw Überlasser ausgeübt werden, was interessante Abgrenzungsfragen aufwirft. Besonders umstritten sind dabei in beiden Rechtsordnungen beispielsweise die Folgen einer fingierten bzw vermuteten Arbeitsvermittlung bei Arbeitskräfteüberlassungen ohne ausreichende Übernahme der Arbeitgeberpflichten durch den Überlasser. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob die Fiktion bzw Vermutung auch eine so weit reichende Wirkung hat, dass ein Arbeitsverhältnis zwischen der überlassenen Arbeitskraft und dem entleihenden Unternehmer entsteht, was aus meiner Sicht bejaht werden kann.
Die Abgrenzung zur Arbeitskräfteüberlassung wird ergänzt durch eine Abgrenzung gewerblicher, privater Arbeitsvermittlung zur Vermittlung von Werk- und freien Dienstverträgen. Hierbei wird auf die Problematik der arbeitnehmerähnlichen Personen im österreichischen und der sogenannten Scheinselbständigkeit im deutschen Recht eingegangen.
Abgerundet wird die Arbeit durch eine detaillierte Betrachtung der Hauptleistungs- und Nebenleistungspflichten des gewerblichen, privaten Arbeitsvermittlers gegenüber dem Arbeitgeber und umgekehrt. Die verschiedenen Fragestellung zB hinsichtlich der nicht bestehenden Verpflichtung des gewerblichen Arbeitsvermittlers zum tätig werden oder der Mitteilungspflichten des Arbeitgebers werden in Österreich über die gesetzlichen Regelungen des Maklergesetzes gelöst, während sich die Lösungswege in Deutschland im wesentlichen aus Grundsatzentscheidungen der Rechtsprechung zum Maklerrecht ableiten. Von besonderem Interesse ist in diesem Themenfeld zB auch die Frage, wie ein gewerblicher, privater Arbeitsvermittler, der in Österreich (bis auf wenige Ausnahmen) zwingend und in Deutschland regelmäßig vom Arbeitgeber beauftragt und bezahlt wird, sich - insbesondere bei Auskünften - gegenüber den schützenswerten Interessen des Arbeitnehmers zu verhalten hat. Dieser Interessenskonflikt wird dabei über eine Anwendung der für einen Doppelmakler einschlägigen Grundsätze gelöst.
Den Abschluss der Arbeit bildet eine umfassende Zusammenfassung der wichtigsten Thesen.
Abstract
(Englisch)
This paper considers the contractual relationship between commercial, private employment agencies and employers under Austrian and German law from a variety of perspectives.
In the first section, the transformation in both countries from extensive freedom for commercial, private employment agencies in the late 19th Century to their gradual prohibition and the simultaneous emergence of state employment service structures in the early and mid-20th Century will be investigated. This is followed by an analysis of the sociopolitical and legal criticisms of the monopoly on state employment services in the late 20th Century, which finally led to the decline of the state monopoly on employment services and to renewed approval for commercial, private employment agencies.
After defining commercial, private employment agencies, there then follows an investigation of the legal character of the contractual relationship between commercial, private employment agencies and employers, and this will be matched to brokerage law in both Austria and Germany as a result.
A key part of this paper is devoted to the distinction between commercial, private employment agencies and temping agencies. With the readmission of commercial, private employment agencies in Germany since 1994 and as a result of a change in the law in Austria in 2002, both types of employment service could be carried out by recruitment consultants, which poses interesting questions regarding the distinction. A subject of particular controversy in both legal systems, for example, is the consequences of a fictitious or presumed employment placement for temporary work without sufficient assumption of employer responsibility by the recruitment consultant. In this case, the question arises as to whether the legal fiction or irrebuttable presumption also has such a far-reaching effect that an employment relationship can be said to exist between the temporary worker and the loaning company, which, in my opinion, is the case.
Temping is further expanded by defining commercial, private employment placements as the brokering of contracts of work and services. In this regard, we discuss the problem of people resembling employees (so-called ostensible self-employment) in Austrian and German law.
The paper ends with a detailed consideration of the main and ancillary performance duties of the commercial, private employment agency vis-à-vis the employer, and vice versa. The different questions, for example regarding the non-existent duty of the commercial employment agency to become active, or the disclosure duties of the employer, have been solved in Austria by means of the legal provisions in the Broker Act, whereas in Germany, the solutions are derived principally from judgments regarding broker case-law. Also of particular interest to this topic, for example, is the question of how a commercial, private employment agency, which is commissioned and paid by an employer in Austria (with a few exceptions) obligatorily and in Germany regularly, should behave - particularly with regard to information - towards the protectable interests of the employer. This conflict of interests is solved by applying the laws applicable to a double broker.
The paper concludes with a comprehensive summary of the most important propositions.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
employment agency temping agency
Schlagwörter
(Deutsch)
Arbeitsvermittlung Arbeitsvermittlungsvertrag Arbeitsvermittler Arbeitnehmerüberlassung Arbeitskräfteüberlassung
Autor*innen
Silvio Döring
Haupttitel (Deutsch)
Der gewerbliche private Arbeitsvermittlungsvertrag zwischen dem gewerblichen privaten Arbeitsvermittler und dem Arbeitgeber im österreichischen und deutschen Recht
Paralleltitel (Englisch)
The contractual relationship between commercial, private employment agencies and employers under Austrian and German law
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
372 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Wolfgang Mazal ,
Franz Schrank
AC Nummer
AC08315847
Utheses ID
9643
Studienkennzahl
UA | 083 | 101 | |