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Wozu Philosophie?
zur Eigenart, dem Vermögen, den Grenzen sowie der Relevanz der Philosophie ; ausgearbeitet an der Daseinsanalyse
Florian Schmidsberger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Günther Pöltner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.10682
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29957.03336.805361-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die folgende Zusammenfassung dieser Diplomarbeit beabsichtigt, deren Grundgedanken darzulegen. Dies bedeutet ein Zweifaches: 1) Einerseits soll der Rahmen und Ansatz des Gesamtvorhabens umrissen werden, um auf diese Weise Leitfrage, Impulse und Ansprüche zu erläutern. 2) Andererseits gilt es, die Grundmotive vorzulegen, die aus der Untersuchung und dem Fragen hervorgegangen sind. (1) Die Diplomarbeit setzt sich mit der Leitfrage auseinander: »Wozu Philosophie?« – Diese sei kurz hinsichtlich ihrer Ausgangserfahrungen, ihrer Zielsetzung sowie des Vorgehens zur Beantwortung ausgearbeitet: Die Ausgangsimpulse zu einem solchen Fragen bieten zwei persönliche Studienerfahrungen. Die erste Erfahrung bezieht sich auf die Anfragen von Studienkollegen, wofür man die Philosophie eigentlich brauche und was sie in der Privatwirtschaft denn eigentlich leisten könne? Die Philosophie wird hierbei auf ihrem Nutzen hin befragt, wobei jedoch Maßstäbe eines Denkens angelegt werden, welches sich an Ökonomie und Technik orientiert. Solche Anfragen seien aufgefasst als Ausdruck des Zeitgeistes unserer Gegenwart. – Die zweite Erfahrung bezieht sich auf das eigentümliche Vermögen der Philosophie, welches sie von sich aus aufweist, nämlich in einer ganzheitlichen und grundsätzlichen Weise über dergleichen wie Mensch-Sein, Denken oder Wissenschaft aufzuklären. Die Philosophie unterscheidet sich in einem solch ganzheitlichen Bezug grundsätzlich von den Einzelwissenschaften, die demgegenüber einzelne Bereiche des Begegnenden empirisch erforschen. Aus diesem Kontrast heraus ergeben sich die zentralen Impulse und Bemühungen der Untersuchung: So nimmt die Leitfrage die Anfragen des Zeitgeistes ernst und versucht, die Philosophie gegen das Anlegen von externen Maßstäben aus dem Feld von Ökonomie oder Technik zu verteidigen. Ihr Ziel ist es, Eigenart, Vermögen, Grenzen sowie allesamt die Relevanz der Philosophie von ihr selbst her aufzuweisen. Für die Umsetzung eines solchen Vorhabens setzt die Arbeit bei der »Daseinsanalyse« in der Prägung von Medard Boss an. Hierbei handelt es sich um eine Denkweise im Feld der Psychotherapie, die aus einer Zusammenarbeit eines Arztes (Medard Boss) und eines Philosophen (Martin Heidegger) hervorgeht. Der Arzt wendet sich vom naturwissenschaftlichen Denken in der Medizin und Psychologie ab, weil er es als unangemessen gegenüber dem Eigentümlichen des menschlichen Krank-Seins erachtet. Um einen »Verstehensverlust« zu überwinden, sucht Boss einen alternativen Horizont für das psychotherapeutische Bemühen in der Philosophie Heideggers. Vermittels dieser soll die Psychotherapie neu ausgerichtet und fundiert werden. Eine solche Zusammenarbeit bietet fruchtbare Impulse für eine Erörterung der Leitfrage. In diesem Sinne macht es sich die Untersuchung zur Aufgabe, eine »Strukturanalyse« jenes Gefüges vorzunehmen, also zu fragen, wie die Philosophie in der Daseinsanalyse enthalten ist. Eine solche Strukturanalyse hat dabei drei Themenfelder: a) Die Zugangsweise zur Sache der Psychotherapie, b) die philosophisch begründeten psychotherapeutischen Grundkonzepte (Krank-Sein, Genesung) sowie c) das Menschenverständnis der Daseinsanalyse, welche die Grundlage für (b) bietet. (2) Zur Antwort der Untersuchung und dem Aufweis von Eigenart, Vermögen, Grenzen und Relevanz der Philosophie: Diese wird mit Heidegger bestimmt als phänomenologische Ontologie, welche die Seinsfrage zur Grundfrage der Philosophie erhebt. Auf diese Weise setzt sich die Philosophie mit den Strukturen des allumfassenden Weltbezuges des Menschen auseinander, worin sie sich grundlegend von den Einzelwissenschaften unterscheidet. Durch solche ontologische Forschung vermag die Philosophie Aufschluss über den menschlichen Weltbezug, das Mensch-Sein, Denken sowie die Grundlagen von wissenschaftlicher Erkenntnis insgesamt zu geben. Auf diese Weise bietet sie die Fähigkeit, den Weltbezug einzelner Fachdisziplinen (»regionale Ontologien«) auf einzelne Gegenstandsbereiche zu charakterisieren, ihre Grenzen aufzuzeigen sowie einen Leitfaden für neue und alternative Weltbezüge bereitzustellen, wie sich besonders an der Daseinsanalyse aufzeigen lässt. Die Grenzen solchen ontologischen Forschens hingegen finden sich dort, wo es um das Agieren in solchen Horizonten geht. Während die Philosophie der Psychotherapie darin helfen kann, ein sachlich angemessenes Verständnis von Krank-Sein zu gewinnen, entzieht sich ihr das heilende Handeln, welches Angelegenheit der Psychotherapie bleibt. Solches weist die Philosophie von sich her auf, sodass sie sich den Maßstäben der Ökonomie und Technik versagt. Ihr geht es nicht um Gewinnmaximierung oder um technische Nützlichkeit, sondern um eine Aufklärung über die Horizonte unserer Weltbezugnahme. Die Bedeutsamkeit solcher ontologischen Forschung liegt darin, dass die Ontologien einen leitenden Charakter für unser Handeln haben. An der Daseinsanalyse lässt sich solches aufzeigen, etwa wie die Grundauffassung des menschlichen Krank-Seins die Heilung kranker Menschen zu beeinflussen vermag.
Abstract
(Englisch)
This abstract intends to summarize the main thoughts of this diploma thesis. It is going to focus on two essential elements: 1) At first the framework and the approach of the entire research are to be explained to express the main impulses and claims. 2) The main results of this research shall be named. (1) The main question of this diploma thesis is: »Wherefore philosophy?« – This question shall be elaborated in respect to the initial experiences, the main goal and the proceeding to answer the question: The initial impulses go back to personal experiences of the author during his time of studying philosophy. The first one gathers around the questions of colleagues who wanted to know what philosophy is good for at all and what it can achieve in economy? Those questions focus on philosophy by using criteria from an economic and technologic point of view. They may be understood as the questions of the spirit of our presence. – The second experience refers to the peculiar ability of philosophy to illuminate about being human, thinking and science in a very general and principle way. It is an ability philosophy shows by itself. In that way philosophy differs entirely from the single sciences that research single fields of our world with empirical methods. The main impulses and intentions of this research are based on this contrast: The leading question takes the questions of the spirit of our presence and its attempt to value philosophy by the means of economy and technology seriously. It also intends to defend philosophy against such an evaluation by external values. Its goal is to express the peculiarity, the ability, the borders and the relevance of philosophy by itself. To fulfill such an undertaking this thesis focuses on the »Daseinsanalyse« and its concepts of Medard Boss. It is a way of thinking in the field of psychotherapy that originated from a scientific cooperation of a doctor (Medard Boss) and a philosopher (Martin Heidegger). The doctor turned away from the thinking of natural sciences in medicine and psychology because he considered it as inadequate for understanding the human peculiarity of being diseased. To overcome such a »loss of understanding« the doctor Boss searches for an alternative horizon for the ambitions of psychotherapy in the philosophy of Martin Heidegger. Based on Heidegger psychotherapy should get a new orientation and a new fundament. Such an extraordinary scientific cooperation offers fruitful impulses for discussing the leading question. So this research has the task to do a »structural analysis« of the cooperation of psychotherapy and philosophy i.e. it is to ask in what way philosophy is included in the Daseinsanalyse. Such a structural analysis focuses on three topics: a) the epistemological approach to the matter of psychotherapy, b) the leading concepts of psychotherapy that are based on philosophy and c) the understanding of human-being that offers the basis for (b). (2) Finally the answer of the thesis shall be summarized expressing the peculiarity, ability, border and relevance of philosophy: Regarding to Heidegger philosophy is understood as phenomenological ontology that is driven by the question of the sense of being (»Seinsfrage«) as the main question. In that way philosophy gathers around the structures of our fundamental referring to the world that covers all different forms of human references. Thus philosophy differs from single sciences in a very significant way. Due to such ontological research philosophy offers an analysis of the human reference to the world, being human, thinking and the fundaments of scientific knowledge over all. It offers the ability to characterize the specified world reference of a single science (»regional ontology«) to a specific field, to express the limits of such references and a guide for new and alternative references as well as it takes place in the cooperation of Boss and Heidegger. Such ontological research finds its own limits where such regional ontologies are important for certain actions: While philosophy can help psychotherapy to attain an adequate understanding of being diseased, the concrete cure of an ill person eludes philosophy. As philosophy shows these essential characteristics all by itself it gets obvious why philosophy cannot fit the leading values of economy and technology. Philosophy as ontological research is neither about profit maximization nor about technological benefit. Instead it is about an analysis of the horizons of our reference to the world. Such ontological research is relevant as ontologies have a leading character concerning our activities. This may be expressed by the means of the Daseinsanalyse as the leading understanding of human disease influences the cure of ill persons very significantly.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
philosophy relevance ontology philosophy and single sciences relationship psychotherapy Daseinsanalysis Boss Heidegger
Schlagwörter
(Deutsch)
Philosophie Relevanz Ontologie Philosophie und Einzelwissenschaft Verhältnis Psychotherapie Daseinsanalyse Boss Heidegger
Autor*innen
Florian Schmidsberger
Haupttitel (Deutsch)
Wozu Philosophie?
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Eigenart, dem Vermögen, den Grenzen sowie der Relevanz der Philosophie ; ausgearbeitet an der Daseinsanalyse
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
165 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Günther Pöltner
Klassifikation
08 Philosophie > 08.00 Philosophie: Allgemeines
AC Nummer
AC08241889
Utheses ID
9645
Studienkennzahl
UA | 296 | | |
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