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"Was konnte bzw. sollte und durfte man darüber lesen?!"
die Politik des NS-Regimes gegenüber Juden und ihre propagandistische Begleitung in Zeitungen des ehemaligen Gebietes Österreich 1938 - 1943
Elisabeth Dock
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Friedrich Hausjell
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.10806
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30165.22809.338964-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Magisterarbeit befasst sich unter dem Titel „Was konnte bzw. sollte und durfte man darüber lesen? Die Politik des NS-Regimes gegenüber Juden und ihre propagandistische Begleitung in Zeitungen des ehemaligen Gebietes Österreich 1938–1943“ mit der Entwicklung der Propaganda zu den Themen der Ausgrenzungs-, Entrechtungs- und systematischen Vernichtungspolitik der Jahre 1938, 1941 und 1943 und deren Umsetzung in ausgewählten Vertretern der im Gebiet Österreich erscheinenden Tageszeitungen. Kern der Arbeit sind die Fragen nach dem „Lesen-Sollen/Dürfen“ bzw. dem „Lesen-Können“ über bestimmte Eckpunkte der „Judenverfolgung“ in den Tageszeitungen „Völkischer Beobachter. Wiener Ausgabe“, „Illustrierte/Wiener Kronen Zeitung“ und „Das kleine Volksblatt“. Die Frage nach dem „Lesen-Sollen/Dürfen“ hängt in dieser Arbeit mit dem Vorhandensein und der Beschaffenheit von „Direktiven“ und „Kampagnen“ zu den einzelnen Zeitabschnitten „Novemberpogrom“ 1938, „Einführung der Kennzeichnungspflicht“ 1941, „Erste Welle der Deportation“ 1941 sowie „Der Fall Katyn“ 1943 zusammen und wird im Theorieteil der Magisterarbeit mittels Literaturanalyse bearbeitet. Der zweite große Fragenkomplex nach dem „Lesen-Können“ wird anhand des Vorkommens und der Umsetzung der „Anweisungen“ und „Kampagnen“ des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, unter Zuhilfenahme der Methode der „Frequenzanalyse“, am Zeitungsmaterial selbst untersucht. Im Theorieteil der Arbeit wurden die Themenkomplexe zunächst durch einen kurzen historischen Abriss behandelt. Danach wurden zu den jeweiligen historischen Schnittpunkten, mittels einschlägiger Literatur, die „Kampagnen“ bzw. „Presseanweisungen“ zu den jeweiligen Themenkomplexen aufbereitet. Im empirischen Teil der Magisterarbeit wurde auf Basis des Theorieteils und unter Verwendung der Methode der „Frequenzanalyse“ ein Kategoriensystem entwickelt mit Hilfe dessen folgende, hier grob formulierte, Fragen untersucht wurden: Wurden Informationen über die gewählten Schnittpunkte in den drei Tageszeitungen konform mit den „Presseanweisungen“ bzw. „Kampagnen“ veröffentlicht? In welchem Umfang und wie wurden die Inhalte aufbereitet? Gibt es Unterschiede in der Umsetzung und Übernahme der „Direktiven“ und „Kampagnen“ zwischen den Tageszeitungen? Alle drei Zeitungen wurden der Untersuchung zunächst für sich alleine unterzogen und im Anschluss miteinander verglichen. Zum Themenschwerpunkt „Novemberpogrom“ 1938 lässt sich resümieren, dass die Berichterstattung aller drei Zeitungen die Geschehnisse der Novembertage aufgreift und die „Presseanweisungen“ sowie die Strategie der Propagandaführung zum größten Teil umsetzt. Ein markanter Unterschied der Intensität und Umsetzung der Berichterstattung lässt sich lediglich hinsichtlich der so genannten „Reichskristallnacht“ selbst erkennen. Die Zeitungen „Das kleine Volksblatt“ und die „Illustrierte Kronen Zeitung“ bieten nur am Rande Einblicke in die Ereignisse der Nacht vom neunten auf den zehnten November. Das Parteiblatt „Völkischer Beobachter. Wiener Ausgabe“ setzt die Thematik wesentlich umfangreicher und detaillierter, mit einem Fokus auf den „Gau Wien“, um. Alles in allem lässt sich sagen, dass das Propagandablatt allgemein offener mit seiner Leser- und Leserinnenschaft umgeht als die beiden gemäßigten Blätter. „Das kleine Volksblatt“ und die „Illustrierte Kronen Zeitung“ sind in ihrer Berichterstattung im Allgemeinen sehr ähnlich bis identisch aufgebaut. Der Themenschwerpunkt „Kennzeichnungspflicht“ wurde in einem Artikel des „Volksblattes“ am Rande, von den beiden anderen Zeitungen gar nicht berücksichtigt. Dieser Befund ist jedoch unter Berücksichtigung des gewählten Untersuchungszeitraumes vom 25. August bis zum siebenden September einzuordnen. Aus einem erst kürzlich eingesehenen Beitrag von Fritz Hausjell „Gedemütigt und ausgezeichnet zugleich?“ in der Zeitschrift „Zeitungszeugen“ vom 3. Juni 2010 geht jedoch hervor, dass eine Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt lediglich im so genannten „Reichsanzeiger“ stattfand. Für die breite Bevölkerung wurde das Thema erst nach dem 12. September in die Berichterstattung aufgenommen. Aus diesem Befund heraus lässt sich die fehlende Thematisierung der Einführung der „Kennzeichnungspflicht“ in den drei Tageszeitungen im gewählten Untersuchungszeitraum erklären. Über die „Deportationswelle“ konnte in allen drei Blättern kein Artikel gefunden werden. Dieses Ergebnis lag jedoch im Interesse des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Die „Kampagne“ zum Fall Katyn hingegen wurde umfangreich in die Berichterstattung aller Blätter aufgenommen und im Großen und Ganzen linear zur Propagandastrategie aufbereitet. Zieht man einen Vergleich aller vier Untersuchungszeiträume so lässt sich feststellen, dass die drei Tageszeitungen, bis auf die „Kampagne“ zur „Kennzeichnungspflicht“, mit der in der Theorie erarbeiteten Propagandastrategie einhergehen. Des Weiteren lässt sich beobachten, dass sich der antisemitische Tenor der gemäßigten Blätter im Lauf der Jahre verstärkt. Wie der Einzelne mit den Inhalten und Gerüchten bezüglich der „Ausgrenzung“, Entrechtung und systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung umgegangen ist, steht in dieser Arbeit außer Frage.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
nationalsozialistischer Propagandaapparat Holocaust österreichische Presse im Nationalsozialismus Novemberpogrom Kennzeichnungspflicht Katyn Deportation Judenverfolgung Presseanweisungen des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda 1938 1941 1943
Autor*innen
Elisabeth Dock
Haupttitel (Deutsch)
"Was konnte bzw. sollte und durfte man darüber lesen?!"
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Politik des NS-Regimes gegenüber Juden und ihre propagandistische Begleitung in Zeitungen des ehemaligen Gebietes Österreich 1938 - 1943
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
172 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Hausjell
Klassifikation
05 Kommunikationswissenschaft > 05.01 Geschichte der Kommunikationswissenschaft
AC Nummer
AC08337835
Utheses ID
9744
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
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