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Koloniales Denken im Spiegel der Rheinischen Missionsberichte
neue Perspektiven zum Verhältnis von Mission und Kolonialismus in Südwestafrika, 1842 - 1884
Clemens Pfeffer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Arno Sonderegger
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.10936
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29951.24764.885566-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Rheinischen Missionare in Südwestafrika prägten durch ihre Berichte die Bilder nachhaltig, die sich ihre Leserschaft von den BewohnerInnen dieser Region machte. Die vorliegende Arbeit untersucht die Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft im Zeitraum von 1842 bis 1884 im Hinblick auf die Repräsentationen, die von den dort ansässigen gesellschaftlichen Gruppen gegeben wurden. Die Konzepte der Bestialisierung, Infantilisierung, Minstralisierung und Exotisierung werden im Anschluss an Wulf D. Hund in Kapitel 4 benutzt, um die berichteten Inhalte der Quellen analytisch aufzubereiten. Die Analyse erweist, bei aller Vielschichtigkeit im Detail und trotz mancher vereinzelter Gegenläufigkeiten, eine bemerkenswerte Kontinuität negativer Darstellungen in den missionarischen Bildern von SüdwestafrikanerInnen. Damit legt die Arbeit auch empirische Belege vor, die zeigen, dass sich der von der einschlägigen Forschung betonte Bruch zwischen „vorkolonialer“ Zeit und der Phase unmittelbarer politischer Fremdherrschaft („kolonialer Herrschaft“) nach 1884 für das koloniale Denken der Rheinischen Missionare und ihre Repräsentationen nicht nachweisen lässt. Die Anerkennung dieser Kontinuität, auf die seit den 1960er-Jahren Heinrich Loth und vereinzelt andere hinwiesen, ist bislang noch kaum erfolgt – weniger aus sachlich nachvollziehbaren denn aus politisch-ideologischen Gründen. Dieser Sachverhalt wird in Kapitel 2 ausführlich geschildert und kritisch diskutiert. Argumentiert wird auch, dass die Beziehung zwischen kolonialem Denken und den Vorstellungen der Rheinischen Missionare nicht einfach Resultat der deutschen Fremdherrschaft war, sondern bereits in den vorangegangenen Jahrzehnten eine enge gewesen war und von manchen Vertretern der Mission richtiggehend „kultiviert“ wurde. Die Diskussion des Verhältnisses zwischen Mission und Kolonialismus im theoretischen Rahmen der „ideologischen Formation“ des kolonialen Denkens, die in Kapitel 3 erfolgt, macht darüber hinaus deutlich, dass die Wurzeln des kolonialmissionarischen Denkens im 18. Jahrhundert liegen. Zu dieser Zeit wurde erstmals jene spezifische Verbindung von Rassismus und Zivilisierungsmission gestiftet, an deren Weiterführung und Verbreitung auch die Rheinischen Missionare seit Beginn ihrer Missionsaktivitäten aktiv partizipierten.
Abstract
(Englisch)
Through their early reports Rhenish Missionaries had an important impact on the production of long lasting images of pre-colonial South-West African societies among their readership. The study at hand focuses on forms of representation by resident social groups in the Rhenish Missionaries’ Reports (Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft) between 1842 and 1884. Following Wulf D. Hund, concepts of bestialisation, infantilisation, exoticisation and minstralisation are used in chapter four to analyse the contents of the respective reports. Although the representations are not homogenous or even free of contradiction, the research provides evidence of the remarkable continuity in negative representations of South-West Africans. Contrary to what has been argued in earlier analyses, the study’s empirical findings substantiate that no rupture can be found in the missionaries’ colonial thought and its representation between the pre-colonial phase and South-West Africa after 1884 under German colonial rule. Since the 1960s Heinrich Loth and few other historians have highlighted this continuity of thought, but have not gained much recognition in „mainstream“ historiography – not because of a lack of scientific quality but rather due to political and ideological reasons. This issue is discussed in detail in chapter two. Furthermore it is argued that the relation between colonial thought and the beliefs of the Rhenisch Missionaries was not only the result of colonialism after 1884 but a constant characteristic – already evident decades before German rule and even „cultivated“ by some important representatives of the missionary society. Embedded in the theoretical framework of the ideological formation of colonial thought, a discussion of the links between mission and colonialism follows in chapter three. It shows that the roots of „colonial mission“ can be traced to the 18th century, when a specific entanglement of racism and civilising mission was established for the first time. The Rhenish missionaries participated in the reproduction and dissemination of this thinking since their early missionary activity.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Mission Colonialism colonial thought racism South-Westafrica Namibia German Colonialism Renish Mission Herero Nama
Schlagwörter
(Deutsch)
Mission Kolonialismus koloniales Denken Rassismus Südwestafrika Namibia deutscher Kolonialismus Rheinische Mission Herero Nama
Autor*innen
Clemens Pfeffer
Haupttitel (Deutsch)
Koloniales Denken im Spiegel der Rheinischen Missionsberichte
Hauptuntertitel (Deutsch)
neue Perspektiven zum Verhältnis von Mission und Kolonialismus in Südwestafrika, 1842 - 1884
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
137 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Arno Sonderegger
Klassifikationen
11 Theologie > 11.78 Missionswissenschaft ,
15 Geschichte > 15.22 Geschichte der Entdeckungen
AC Nummer
AC08348958
Utheses ID
9857
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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